Erziehung – Was Kinder unter einem NEIN verstehen

Erziehung ohne Nein - Kleines Mädchen kommt mit Einkaufstaschen bepackt aus einem Laden

Erziehung ohne Nein: Habt ihr schon einmal darauf geachtet, wie häufig ihr zu euren Kleinen „Nein“ oder „das geht nicht“, „dass kannst du nicht haben“ etc. sagt? Studien meinen es sind weit über 100 verneinende Aussagen dieser Art pro Tag.

Was ist an einem NEIN verwerflich?

An sich nichts. Nur verstehen vor allem eure Kleinen unter einem NEIN nicht nur den „Ausschlag eines Wunsches“, sondern: „Ich bin nicht OK“, was für sie gleichbedeutend ist, mit „Ich bin nicht liebenswert !!!„.  Das liegt daran, dass Kleinkinder ihre Bedürfnisse und Wünsche noch nicht von ihrer „Person“ trennen können. Dies fällt übrigens auch noch vielen Erwachsenen sehr schwer.

Viele von Euch können sich bestimmt nicht mehr daran erinnern, was sie empfunden haben. Das liegt vor allem daran, weil sich das Meiste davon vor allem auf einer uns unbewussten Ebene abspielt.

Was nun? Sollt ihr jetzt euren Kindern etwa immer alles geben, was sie sich wünschen und keine Grenzen mehr setzen???? – Nein.

Doch ihr könnt eure Kommunikation bzw. Formulierungen verändern. Dies ist zwar zu beginn etwas „mühseelig“, doch es ist eine lohnenswerte Investition in die Beziehung zu eurem Kind.

Hier ein paar Beispiele wie ihr ein NEIN umgehen könnt:

Kind: „Ich will jetzt fernsehen!“  –  Mama: „Nein, Du darfst jetzt kein Fernsehen mehr schauen!“

– besser: „Ich kann verstehen, dass Du jetzt gerne Fernsehen möchtest. Was ich Dir anbieten kann, ist, dass wir jetzt erst in Ruhe zu Abendessen und wenn wir gemeinsam den Tisch abgeräumt haben, lese ich Dir gerne noch eine Geschichte vor. „

Kind (im Geschäft): „Ich will diese Puppe!!!!!“  –  Mama: „Nein, die gibt es nicht.“

– Unsere Vorschläge: „Oh, ja, diese Puppe ist wirklich schön. Die hätte ich auch gerne gehabt. (Hier geht es darum, unserem Kind Verständnis für ihr Bedürfnis/ihren Wunsch zu schenken.)

 oder „Diese Puppe werde ich Dir zwar nicht kaufen, doch was ich Dir vorschlagen kann, ist, dass wir, wenn ich mit dem Einkaufen fertig bin, ein Eis essen gehen“.

Es ist besser, euren Kindern Verständnis für ihre Bedürfnisse/Wünsche entgegen zu bringen und ihnen eine Alternative anzubieten. Dies ist aber nicht immer zwingend notwendig. Es hilft aber in Stresssituationen häufig, euer Kind schneller zu beruhigen. Es sollte jedoch nicht zur Gewohnheit werden.

Ebenso ist es gerade bei Kleinkindern hilfreicher ihnen je nach Alter eine oder mehrere Alternativen vorzuschlagen, als sie „offen/frei“ nach ihren Wünschen zu fragen. Denn das überfordert sie.

Papa: „Na, was sollen wir am Wochenende unternehmen?“ Kind: Ich will ins Disney Land.“

Wenn ihr eure Kleinen häufiger nach ihren Wünschen fragt und dann ablehnen (müsst), fühlen sie sich nicht ernstgenommen und nehmen auch eure Fragen nicht mehr ernst. Und verlieren dann schnell ihr Vertrauen, in euren Wunsch sie glücklich zu machen und an eure Liebe.

Ich möchte noch ausdrücklich betonen, dass einzelne Neins das Selbstbewusstsein von Kleinkindern nicht unbedingt schwächen werden, da sie ansonsten bestimmt noch viel Anerkennung, Wertschätzung und Bestätigung von euch erhalten.

Erziehung ohne Nein - Kind greif beim Einkaufen in die Eistruhe

Erziehung: Das Vertrauen unserer Kinder wächst mit jeden JA.

Je mehr ihr eine Nein vermeidende Kommunikation übt, umso stärker wächst das Vertrauen eurer Kinder euch gegenüber und zu sich selbst.

Vor allem in Gefahrensituationen sind Neins wenig hilfreich. Da ihnen in diesen Momenten die Aufforderung fehlt, was sie stattdessen machen sollen.

Ich empfehle euch in diesen Situationen klar auszudrücken, was euer Kind machen soll, wie z.B. „Bleib stehen!“ oder „Stopp!“, „Komm zu mir!“ (…). Dabei gilt: je kürzer und klarer umso besser!

Hilfreich ist es, wie in allen Anweisungen euren Kindern zu sagen, was ihr euch von ihnen wünscht und nicht, was ihr euch nicht wünscht. „Betrete nicht den Rasen“, „Denke jetzt nicht an einen rosa Elefanten“.

Diese Anweisungen gehen häufig in die „Hose“. Da unser Gehirn mit Bildern arbeitet und es für die Worte „nicht“ und „verboten“ (und vielen gleichbedeutenderen) keine klaren Bilder gibt, werden diese Worte in unseren „Bildern“ weggelassen. Und es bleiben Bilder übrig, wie sie den Rasen betreten oder es taucht ein Rosa Elefant vor ihrem inneren Auge auf.

Ich weiß aus eigener Erfahrung als Papa, dass es eine sehr anstrengende, aber auch lohnenswerte Investition, in ein entspannteres Familienleben und in das Selbstbewusstsein unserer Kinder ist und kann euch dies nur nahelegen.

Wir würden uns sehr freuen, wenn ihr uns eure Erfahrungen, Fragen und Ideen in diesem Zusammenhang mitteilt, z.B. Welche „Neins“ findet ihr besonders schwer, umzuformulieren?

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Wenn ihr gerne noch mehr darüber erfahren möchtet, wie ihr eure Kinder liebevoll in die Selbstständigkeit begleiten könnt, findet ihr in unserem Buch „Glückliche Kinder brauchen entspannte Eltern“ welches im Humboldt-Verlag erschienen ist, wertvolle Tipps.

Euer Deva (Babytalk – Redaktion)

Beitragsfoto: HTeam / shutterstock
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Deva Wallow
Deva ist Familientherapeut und Persönlichkeitsentwickler und ist bei babytalk.world als Autor und Chefredakteur verantwortlich für den Inhalt der Seite. Außerdem moderiert er die Community auf Facebook.