Drückende Ringe an den Fingern, Schuhe zu eng – geschwollene Beine und Hände sind in der Schwangerschaft keine Seltenheit. Bei fast zwei Drittel aller Schwangeren kommen diese Wassereinlagerungen – vor allem im letzten Trimester der Schwangerschaft – vor.
Neben dem Gewicht des Fetus und der Gebärmutter, steigt die Wassermenge im Körper an. Die Folgen von schwangerschaftsbedingten Wassereinlagerungen können vielfältig sein und enden häufig nicht in geschwollenen Beinen und Füßen. Wenn es in der Schwangerschaft zu längeren Liegezeiten kommt, kann es auch das Gesicht betreffen, welches häufig insbesondere rund um die Augenlider anschwellt.
Doch vor allem ist es das zusätzliche Gewicht, was es ungewohnter Weise tagaus und tagein mitzuschleppen gibt. Vor allem im letzten Drittel der Schwangerschaft wird dies für viele Frauen neben dem zunehmend größer werdenden Bauchumfang zu einer belastenden Geduldsprobe. Und dies, obwohl diese auch Ödeme genannten Wassereinlagerungen in der Regel harmlos sind und nach der Geburt relativ schnell wieder abgebaut werden.
Nach der Geburt können sich Ödeme zwar zunächst noch mal verstärken, bilden sich aber anschließend auch relativ zügig zurück. Dies geschieht in der Zeit des Wochenbetts vor allem durch verstärktes Schwitzen und verstärktes Wasserlassen.
Wie kommt es zu Wassereinlagerungen?
Über die Dauer der Schwangerschaft hinweg nimmt das Blutvolumen um bis zu 40 % und die darin enthaltene Menge an Wasser um bis zu 35 % zu. So dass die zusätzliche Wassermenge am Ende der Schwangerschaft zwischen 4 bis 6 Kilogramm ausmacht.
Wassereinlagerungen während der Schwangerschaft werden durch Schwangerschaftshormone verursacht. Sie lassen die Gefäße elastischer und durchlässiger werden, so dass Wasser sich in den Zellzwischenräumen des Bindegewebes einlagert. Dies wird durch langes Sitzen und Stehen noch verstärkt. Auch warmes Wetter kann diesen Effekt fördern.
Die Wandenmuskelpumpe (s.u.) von gesunden und nicht schwangeren Frauen pumpt das Ankommende Blut mühelos durch die Venen zum Herzen hoch. Doch mit zunehmender Schwangerschaft und dies insbesondere an heißen Sommertagen lässt die Funktionsfähigkeit aufgrund der extremen Belastung nach. Zusätzlich drücken im Laufe der Schwangerschaft die anwachsende Plazenta und der Fetus auf die Gefäße und verlangsamen den Blutrückfluss noch stärker.
Dies hat zur Folge, dass die erhöhte Blutmenge nun wesentlich langsamer durch den Körper der Schwangeren fließt, was durch die Schwerkraft noch verstärkt wird. Das zusätzliche Wasser sammelt sich vor allen in den Extremitäten, wie Beinen und Füßen sowie Armen und Händen und lässt diese schwer anfühlen, anschwellen und so die Haut anspannen.
Sind Wassereinlagerungen gefährlich bzw. wann sollte ein Arzt aufgesucht werden?
Auch wenn Wassereinlagerungen in der Regel harmlos sind, sollte unbedingt und unverzüglich ein Arzt aufgesucht werden, wenn die Beine, Hände oder das Gesicht sehr plötzlich anschwillt.
Präeklampsie
Manchmal weisen Wassereinlagerungen im Gewebe auf eine Schwangerschaftsvergiftung (Präeklampsie) hin. Diese selten auftretende, ernstzunehmende Schwangerschaftserkrankung tritt in 3 bis 5% aller Schwangerschaften auf.
Bei diesen zusätzlichen Anzeichen bei Wassereinlagerungen sollte unbedingt die betreuende Hebamme oder Frauenarzt aufgesucht werden:
- Schwindel
- Kopfschmerzen
- Oberbauchschmerzen
- Augenflimmern
- Ohrensausen
Auch wenn sie selten auftritt, sollte man auf Anzeichen achten, da sie in besonders schweren Fällen tödlich verlaufen kann.
Zu erkennen ist Präeklampsie an einer relativ rasch auftretenden Anschwellung des Gesichts, der Beine und der Hände. Charakteristisch für sie, ist ein hohen Blutdruck und eine zu hohe Eiweißausscheidung über den Urin.
Was kann man bei Wassereinlagerungen tun?
Mit diesen Ernährungs- und Pflegeempfehlungen ist es möglich die Beschwerden durch Wassereinlagerungen ganz natürlich zu mildern.
Vielen Schwangeren fällt es ab einem bestimmten Zeitpunkt schwer sich viel zu bewegen oder gar längere Strecken zu gehen, dennoch sollte das Ziel bestehen, sich regelmäßig zu bewegen. Denn durch Anstrengung wird die Herzaktivität gesteigert und somit die Blutzirkulation angeregt, die hilft die Flüssigkeit aus dem Gewebe abzutransportieren.
Diese zusätzlichen Tipps mildern die Beschwerden:
- die Beine täglich für ca. 30 Minuten hochlegen und ggf. nachts mit erhöhten Beinen schlafen
- nicht zu lange Stehen oder Sitzen
- keine engen Ringe, Schuhe oder Ringe tragen
- Wechselduschen (kalt-warm) und den Blutkreislauf zu aktivieren
- Kühlende Tücher / Waschlappen aufs Gesicht legen
- Ausreichend Flüssigkeit trinken, um den Stoffwechsel anzuregen
- Obst, Gemüse und eiweißreiche Nahrungsmittel essen
- das sanfte Ausstreichen der Beine in Herzrichtung aktiviert den Rückfluss des Blutes
- extreme Hitze und Kälte vermeiden, da es die Blutgefäße weitet
- ggf. morgens nach dem Aufstehen Kompressions- bzw. Stützstrümpfe anziehen
Dabei ist es nicht hilfreich sich an die Mobilität von anderen zu orientieren, gemäß einem afrikanischen Sprichwort „Keiner weiß, wie schwer das Päckchen ist, dass ein anderer trägt.
Hinweis: Die Empfehlung einer salzarmen Kost ist mittlerweile überholt, da sie keinen Einfluss auf die hat und dem Körper wichtige Elektrolyte vorenthält.
Fazit
Hinzukommend verändern sich in der Schwangerschaft die Werte der Elektrolyte, die im System der Flüssigkeitsregulation eine wichtige Funktion erfüllen. Das kann die Entstehung der Ödeme begünstigen.
Nach der Geburt können sich Ödeme zwar zunächst noch mal verstärken, bilden sich aber anschließend auch relativ zügig zurück. Dies geschieht in der Zeit des Wochenbetts vor allem durch verstärktes Schwitzen und verstärkten Harnabgang. Zeitgleich nehmen auch die unangenehmen und „unschönen“ Schwellungen, sowie das Spannungs- und Schweregefühl rasch ab.
Wir empfehlen euch bei Wassereinlagerungen die Geduld nicht zu verlieren. Macht euch immer wieder bewusst, dass diese unangenehmen Beschwerden nach der Geburt in aller Regel sehr schnell wieder abebben und probiert euch auf das wunderbare Wesen in eurem Bauch zu konzentrieren. Es liebt es mit euch zu „kommunizieren“ bzw. in Kontakt zu treten.
Eurer Babytalk-Team
Beitragsfoto: Manuel-F-O / Getty Images
Erläuterung zur Waden-Muskel-Pumpe
Bei einer Wadenmuskelpumpe handelt es sich um eine durch Muskelkraft angetriebene „Pumpe“. Unser Körper besitzt mehrere Muskelpumpen, welche die Aufgabe haben venöses Blut zum Herzen zurück zu pumpen bzw. transportieren. Die Wadenmuskelpumpe sorgt insbesondere in den Beinen für das in Gang halten des Blutkreislaufs in den Venen.
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