Hallo, ich denke es ist Zeit mich vorzustellen. Wer ist diese Frau bzw. die Hebammenschülerin, die ab sofort regelmäßig über ihre Ausbildung berichten wird?
Ich bin Kati, 29,12 Jahre alt und wollte als Kind eigentlich Sängerin werden. Ja, Sängerin, inspiriert von der Mini Playback Show habe ich Zuhause einen Auftritt nach dem anderen hingelegt. Das es den Beruf der Hebamme gibt, war mir damals gar nicht bewusst.
Letztendlich habe ich dann meinen Abschluss gemacht, wurde Mutter und habe eine Ausbildung im grafischen Bereich gemacht. Das hatte so gar nichts mit singen zu tun und schon während der Ausbildung habe ich gemerkt – ne, das ist nichts für dich Kati.
Attachment Parenting – ein Alien auf einem fremden Planeten
Dann kam mein zweites Kind und ich fühlte mich wie ein Alien auf einem fremden Planeten. Wisst ihr, damals gab es den Begriff „Attachment Parenting“ und „Bindungs- bzw. Bedürfnisorientiertes Familienleben“ nicht. Mein Kind wurde getragen, mit Stoff gewickelt und hat im Familienbett geschlafen. Familienbett – noch so etwas wovon 2012 noch kaum einer von sprach.
Vielleicht sollte ich erwähnen, das ich auf dem Land lebe. Ihr könnt euch mich also als Alien vorstellen, mit Baby im Tragetuch gebunden, mitten auf der Kuhweide stehend. Genauso habe ich mich gefühlt. Auf dem Land wurde 2012 kaum ein Baby getragen. Ab und zu sah man eine Manduca oder auch mal eine Baby Björn- oh oder!!!! den Glückskäfer Rucksack. Kennt ihr den? Ein Urrrrralter Tragesack! Heute würde man nicht mal seine Baby Born damit tragen.
Jedenfalls war ich da nun, dieser Alien, mit diesen außergewöhnlichen Vorstellungen von der Eltern-Kind-Beziehung. Und ich wollte nicht länger der einzige Alien auf der Kuhwiese sein. Ich wollte allen zeigen, wie cool es ist, ein Alien zu sein. Wie wunderbar unsere Sicht auf die Welt ist und das „anders sein“ nichts schlimmes ist, sondern etwas wunderschönes.
Schritt in die Selbstständigkeit
Ich besuchte die ersten Fortbildungen. Schnell kamen weitere dazu. Und noch mehr, und mehr. Und schon war ich selbstständig. Als Trageberaterin, prä- und postnatale Fitnesstrainerin, Kinderyoga Lehrerin, Kursleiterin für bindungsorientierte Krabbelgruppen, Elternberaterin… und und und.
Sechs Jahre lang habe ich als meine eigene Chefin gearbeitet, Kurse geleitet und stand am Ende mit hunderten von weiteren Aliens Hand in Hand auf meiner Kuhwiese.
Die Jahre waren hart. Ich musste, um mich und meine Existenz kämpfen und habe jahrelang eher draufgezahlt, als Geld verdient. Aber ich war glücklich. Glücklich über meine Arbeit, die ganzen zufriedenen Schwangeren und Eltern und über all die strahlenden Kinderaugen.
Hebammenschülerin – meine Ausbildung
Es gab jedoch etwas, was mich überhaupt nicht glücklich gemacht hat. Und das war die Geburtshilfe in unserer Umgebung. In den Jahren durfte ich einige Geburten als moralische Unterstützung begleiten. In dieser Zeit bin ich auch zum dritten Mal Mutter geworden und in meinen Kursen gab es immer wieder Frauen, die von ihren fürchterlichen Erlebnissen in den Kliniken berichtet haben.
Viele der Frauen hatten zudem keine Hebamme. Denn obwohl sie sich bereits ab der 9. Schwangerschaftswoche auf die Suche machten, konnten sie einfach keine mehr finden. Vor 2 Jahren, bei einer Geburt einer Kursteilnehmerin, die mittlerweile eine Freundin geworden ist, kam dann der entscheidende Moment. Dieses Klicken, dieser eine Satz: Warum bist du keine Hebamme? Du bist so unglaublich gut und jede Frau dieser Welt bräuchte eine Geburtsbegleiterin wie dich!!! – Und direkt dazu kam auch schon die Antwort: Ja, warum eigentlich nicht?!!
Ich habe 2 Bewerbungen geschrieben für 2 Hebammenschulen. Und an beiden wurde ich händeküssend angenommen. Ich habe mich für die größere Klinik entschieden und bin nun seit dem 01.04. tatsächlich Hebammenschülerin. Schülerin. Mit 29,12 Jahren und drei Kindern.
Es war nicht einfach, meine Firma abzugeben. Aber ich weiß, ich gehe als Hebammenschülerin den richtigen Weg. Ich möchte einen neuen Grundstein in der Geburtshilfe in unserer Region setzen. Jede Frau soll das Recht auf IHRE Geburt haben. Eine Geburt, die nicht nur auf dem Rücken liegend im Kreißbett stattfindet. Eine Geburt mit wenig so wenig Interventionen wie möglich und soviel wie nötig! Und eine 1:1 Betreuung, egal ob im Krankenhaus, Geburtshaus oder bei einer Hausgeburt.
Hebammenschülerin – ich nehme euch mit
Vor mir liegen nun fast 3 Jahre Ausbildung und ich reiche euch die Hand. Begleitet mich auf diesem Weg. Er wird gepflastert sein mit Tränen der Freude und Trauer, Wut, Enttäuschung und sicher auch einigen Niederlagen. Aber ich verspreche euch, wir gehen ihn gemeinsam. Bis zum Schluss – bis zum Examen!!!
Eure Kati (Babytalk – Hebammenschülerin)
Hierüber werdet ihr demnächst weitere Beiträge von Kati und ihre Ausbildung zur Hebamme erfahren, Hinweis der Redaktion.
Beitragsfoto: Monkey Business Images / shutterstock
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