Stoffwindeln haben sich in den letzten 20 Jahren extrem weiterentwickelt. Die Handhabung ist leichter geworden, das Material funktioneller und auch optisch haben sich Stoffwindeln sehr positiv verändert. Viele Eltern fragen sich daher:
Lohnt sich der Wechsel auf diese umweltfreundlichere und ggf. auch hautfreundlichere Alternative? Muss man Angst vor Wäschebergen haben? Und wie ist die Handhabung mit diesen?
Im folgenden die Vorteile der Stoffwindeln:
Sie passen meistens von Geburt an bis zum Ende der Windelzeit (womit kein Wechseln auf eine andere Größe nötig ist, da in Stufen verstellbar).
Viele Marken bieten auch Neugeborenen-Größen an, da die Kinder aber rasch wachsen, lohnt es sich eigentlich kaum, viele in dieser Größe zu kaufen.
Sie sind im Grunde, je nach System, so einfach zu handhaben wie Wegwerfwindeln – sie haben dieselbe Form und werden mittels Klettverschluss oder Druckknöpfen verschlossen.
Startet man früh genug, spart man viel Geld, da man nur ein Set an Stoffwindeln kaufen muss, dass dann für die ganze Windelzeit reicht.
So zahlt man zwar einmalig mehr Geld, hat danach aber kaum mehr Ausgaben. Und der mühselige Windelkauf und das Schleppen und Unterbringen der Pakete bleibt aus.
Bei mehreren Kindern rechnet es sich finanziell auf jeden Fall und mittlerweile ist der Stoffwindel-Secondhandmarkt groß genug, dass man entweder die Windeln aus zweiter Hand kauft und/oder nach Gebrauch wieder verkaufen kann. Windeln, die bereits in Benutzung waren, haben auch schon die optimale Saugkraft entwickelt.
Der Abfallberg schrumpft! Kein wunder Po mehr. Besseres Körpergefühl: Stoffwickler schwören darauf, dass ihre Kinder schneller trocken werden, da sie eher merken, wenn „was kommt“.
Natürlich saugen auch Stoffwindeln, aber weit weniger schnell als Wegwerfwindeln. Dies kann ich auch bestätigen.
Mit 20 Monaten merkt meine Tochter mal mehr, mal weniger, dass sie „muss“. Sie merkt es wirklich! Eyecatcher! Stoffwindeln sind heutzutage einfach schön! Es gibt sie in allen Farben und Mustern und zum Teil sogar in Limited Editions.
Einige Mamas haben einen Narren daran gefressen und zeigen gerne ihr Stoffwindel-Regal, wie andere ihr Schuh- oder Taschenregal.
Gibt es auch Nachteile?
Man muss häufiger waschen: Das kommt darauf an, wie oft das Kind in die Windel macht. Neugeborene machen natürlich häufiger in die Windeln.
Da muss dann schon öfter gewechselt werden, man kann sich zusätzlich noch mit Wegwerfwindeln aushelfen. Oder den Zeitpunkt des Umstiegs verschieben.
Stoffwindel brauchen ein spezielles Waschmittel: Um die Saugkraft zu erhalten, sind die üblichen Waschmittel-Zusätze nicht geeignet: Es darf keine Tenside enthalten.
Und Weichspüler sind ein No-Go. Aber diese Waschmittelsind nicht teurer als herkömmliche und auch keineswegs schlechter.
Für Selbermacher: Im Web findet man auch ein Rezept, um selber ein Waschmittel herzustellen. Auch „Waschnüsse“ o.ä. funktionieren.
Was passiert mit dem „großen Geschäft“? Es ist anders als viele denken kein Problem! Erwartet man beim Kind Stuhlgang, mit der Zeit weiß man in etwa, wann der zu erwarten ist, legt man ein Windelvlies (in Rollen erhältlich, analog WC-Papier zum Abreissen) auf die Windel.
Dies fängt den Stuhlgang gut auf, so dass man nur noch das Vlies vorsichtig rausnehmen und dann samt „Geschäft“ in die Toilette spülen kann. Das Vlies ist kompostierbar.
Ist mal kein Vlies drin gewesen oder was daneben gegangen, hält man die Windel am besten in die Toilette und spült das Gröbste raus.
Benutzt man All-in-2-Systeme mit herausnehmbaren Einlagen, kann man diese separat waschen. Während man die Höschenwindel aus Stoff mehrmals wieder verwenden kann, ohne diese jedes mal zu waschen.
Es braucht viele Windeln:
Man sagt, ca. 20 sind nötig damit man immer Nachschub hat. Das kommt aber darauf an, welches System man nutzt. Wie oft das Kind die Windeln füllt, wie schnell diese trocknen und wie oft man wäscht.
Mit 10-12 Stoffwindeln hat meine eine gute Grundausstattung, da im Durchschnitt 2-3 Windeln pro Tag gebraucht werden.
Stoffwindeln „tragen auf“:
Sie sind tatsächlich breiter und je nach Hersteller und Einlagen auch dicker als Wegwerfwindeln, was Kinder in der Regel nicht stört. Für die Hüftentwicklung bei Neugeborenen ist das sogar ein Pluspunkt („breit wickeln“).
Und unterwegs hat man einfach immer Reservewindeln dabei und nutzt ein „Wetbag“ mit Reissverschluss, in der man die Windeln transportieren kann.
Wie aufbewahren/waschen?
Da findet jeder seinen eigenen Weg. Es gibt Mütter, welche die Windeln nach Benutzung für einen Spülgang in die Maschine legen oder von Hand ausspülen.
Ein Paar Tropfen Lavendelöl o.ä. im Waschkorb vermindert angeblich den Geruch. Ein abschliessbarer Eimer natürlich auch.
Während warmer Sommertage kann man die feuchten Windeln gut draußen oder drinnen aufhängen und dann trocken in den Waschkorb legen.
Je nachdem, wie voll die Windeln sind oder wie stark sie riechen, legt man sie vor dem Waschen für einen Spülgang (ca. 10min) in die Maschine. Dann erst gibt man das Waschmittel hinzu (es braucht nur sehr wenig) und wäscht die Windeln in einem regulären Spülgang.
Je nach Marke 40° oder 60°. Sauber werden sie auf jeden Fall! Man muss keine Bedenken haben sie nur bei 40° zu waschen.
Meine Persönliche Meinung zu Stoffwindeln
Ich mag am liebsten AIOs (All in One) oder AI2s (All in 2s), da sie den Wegwerfwindeln am ähnlichsten sind. Während bei den AIOs die Einlage schon eingenäht ist, ist sie bei den AI2s meist einknüpf- oder einschiebbar. So muss man nicht jedes Mal die ganze Windel waschen, sondern nur die Einlage(n).
Es gibt auch Systeme, die mit „Überhosen“ funktionieren.
Das war mir dann zu aufwendig. Es gibt verschiedene Einlagen unterschiedlicher Saugkraft. Gängige dafür verwendete Materialien sind Bambus, Hanf oder Minky.
Einige saugen mehr und sind z.B. speziell für die Nacht gedacht. Man kann auch zwei oder mehr Einlagen übereinander verwenden. Wenn man aber häufig genug wechselt, reicht eine aus.
Auch nachts kam ich mit einer gut aus. Es ging nie was daneben. Das muss man aber ausprobieren. Jedes Kind ist individuell und es kommt wohl auch darauf an, wie viel Flüssigkeit es nachts noch durch Stillen oder Fläschchen zu sich nimmt, wie oft es wach wird etc.
Bei Stoffwindeln hat man zudem, je nach Marke, die Möglichkeit, die Einlagen dem Geschlecht des Kindes anzupassen. Sprich sie werden dort gefaltet, wo das „Pipi“ hinkommt: Bei Jungs im vorderen Bereich, bei Mädchen eher in der Mitte der Winde.
Es gibt verschiedene Stoffwindelsysteme auf dem Markt und viele Händler bieten „Testpakete“ an, was sehr praktisch ist, wenn man sich nicht entscheiden kann.
Hier einige Stoffwindel – Marken:
Blueberry, Blümchenwindel, Bum Genius,Charlie Banana, Pop-In, Rumparooz, Totbots (auch Trainerhöschen und Schwimmwindel),Windelmanufaktur.
Und hier einige geeignete Waschmittel: Ecover, Rockin’Green Der Preis für eine einzelne Stoffwindel beläuft sich je nach Marke um die CHF 25.-
Eine Limited Edition kann auch mal CHF 30.- kosten.
Den Windeln liegt oft auch ein Flyer bei, eine „Gebrauchsanweisung“ und viele nützliche Infos. Die meisten Hersteller bieten Pakete zu 5-10 Windeln an, die dann günstiger sind.
Dazu kommt noch das Windelvlies, das Waschmittel und allenfalls Zubehör wie zusätzliche Einlagen, ein geruchsdichter Eimer oder eine Nasstasche. (Beutel für unterwegs oder zuhause)
Trainerhöschen und Schwimmwindeln werden ebenfalls von vielen Herstellern angeboten. Es lohnt sich, auch diese zu kaufen.
(Die Wickelzeit bietet sich für Fingerspiele an, nachfolgend findet ihr einen schönen und interessanten Beitrag dazu, Hinweis der Redaktion)
Eure Tamara (Babytalk – Autorin)
Beitragsbilder: Elvira Koneva / shutterstock 2 Foto: Pamela D. Maxwell / shutterstock 3 Foto: Katarzyna Wojtasik / shutterstock
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