Hallo, wir freuen uns Euch mal wieder einen sehr interessanten Erfahrungsbericht einer unserer Leserinnen vorstellen zu dürfen. Diesmal geht es um das Phänomen, welches unten den Begriff „Nachtschreck“ bekannt ist.
Wir haben auch die Erfahrung und Bekanntschaft mit dem Nachtschreck gemacht und zwar durch unsere ältere Tochter Luzia.
Sie war als Baby schon ein sehr unruhiges und aktives Kind, tagsüber weinte sie kaum. Mir als Mama und Person war ein sehr geregelter Tagesablauf stets wichtig und das versuche ich selbst heute noch umzusetzen.
Mit einigen Monaten fing es an, kaum wurde es Abend und wir legten sie zum Schlafen in ihr Bettchen, dauerte es 30 min. und sie weinte das erste Mal. Aufstoßen und Nuki geben reichten, dann schlief sie weiter.
Danach im 30 min. Takt ( wenn nicht kürzer) wurde sie wach, weinte. So stand ich laaaangeeee Zeit bis zu 20 Mal in der Nacht auf. Es war wirklich eine sehr anstrengende Zeit.
Mit ca. einem Jahr fing es an, das sie im Bettchen oder auch mal bei mir im Bett sass und fürchterlich schrie, sie ließ sich da von mir nicht anfassen und schien „hysterisch“ …….
Ich zweifelte in dieser Zeit an mir selbst und war schockiert, da es den Anschein hatte mein Kind hätte vor mir Angst.
In diesem Alter, soweit ich mich erinnere, gab diese Situationen nicht so oft. Den genauen Zeitraum weiß ich leider nicht mehr, ich glaube mit 3 Jahren wurde es immer mehr.
Als „Nachtschreck“ war sie nicht zu beruhigen
Ich weiß noch von einschneidenden Situationen, wenn sie wach wurde und so schrie, dass mein Mann und ich sie nicht beruhigen konnten. Da unser Nervenkostüm von dem ständigen Schlafunterbrechungen (in diesem Alter mussten wir auch noch um die 8 mal aufstehen) sehr angeschlagen war.
So versuchten wir sie die ersten Male zu schütteln und haben sie auch des öfteren sehr scharf und etwas lauter angeredet, wenn nicht sogar das ein oder andere mal “ angeschrien“. Wir glaubten, sie mache das mit Absicht.
Uns wurde aber bald klar, es ist nicht normal, was sie da tut. Durch eine Nachbarin wurden wir dann auf den Nachtschreck aufmerksam. Somit begannen wir zu googeln. Was unsere Vermutung bestätigte, dass es wirklich der Nachtschreck war.
Danach waren die Situationen dann für uns entspannter und wir blieben nur in ihrer Nähe, beobachteten sie passten auf, dass sie sich und uns nicht weh oder verletzen konnte.
Ab und zu haben wir versucht sie anzufassen und zu beruhigen. Und manchmal hatten wir damit sogar Erfolg und sie legte sich hin und schlief weiter, als wenn nieeeeeee etwas gewesen wäre.
Bei uns kam es eine zeitlang zu unser aller Leidwesen sehr häufig vor. 5 Nächte hintereinander war keine Seltenheit. Meistens dauerten diese zwischen 10 min. und 1 Stunde. Wobei die kurzen Zeiten für uns schon etwas von einem „angenehmen“ Spaziergang hatten. Die längeren kamen uns dagegen wie eine kleine Ewigkeit vor.
Manchmal hatte ich richtig gehend Angst vor meiner Tochter
Es gab Situationen, da hatte ich direkt Angst vor meiner Tochter. Ich hatte das Gefühl, sie sah irgendwelche unschönen Gestalten im Raum.
Oft zeigte sie panisch in eine Richtung, die Augen weit aufgerissen, die Pupillen riesen gross und ein starrer Blick. Es schien, als versuchte sie vor lauter Angst zu flüchten. Da kam mein Mann auf die Idee „diese Gestalten aus dem Zimmer zu bringen oder zu verjagen“.
Oft mit Worten; „aber schnell verschwindet, hier ist kein Platz für euch, lasst Luzia in Ruh“, … . Oder etwas lustiger „ich werd euch gleich kitzeln, damit ihr flüchtet“ … .
Keine Ahnung warum, aber manchmal hat sie sich danach beruhigt hingelegt und weitergeschlafen oder gar gelacht.
Trotzdem war dies keine angenehme Zeit, sondern sehr beängstigend für uns.
Nachtschreck? – Diagnose durch eine Ärztin
Als es akut war, ging ich mit ihr zu einer Ärztin, die uns ins SMZ – OST überwies, da sie den Verdacht hatte, es könnte auch Epilepsie in Kombination mit dem Nachtschreck (, welchen es tatsächlich gibt) sein.
Nach einer Nacht dort mit EEG und Videoüberwachung im Raum, wo sie natürlich diese gegebene Nacht sehr ruhig und ohne Vorfall schlief, wurden wir von einer Oberärztin aufgeklärt, dass es “ nur“ der Nachtschreck sei und hat uns sehr gut über dieses Phänomen informiert.
Ab da waren wir wirklich entspannter.
Da wir in einer Wohnungssiedlung wohnen, machten wir im Sommer bei den Schreiattaken die Fenster zu. Ich fuhr grundsätzlich in dieser Zeit ungern in den Urlaub, oder zu Bekannte. Ich Angst hatte, dass sie das dort auch hätte und sie dadurch alle in ihrem Schlaf stören oder auch verunsichern könnte.
Die einzige, die das wirklich von klein an mitbekommen hat und in diesen Situationen mit uns hineinwuchs und sich sehr dafür interessierte, war eine Oma von Luzia.
Komischerweise konnte diese auch Luzia schneller wieder in die Schlafposition bringen und beruhigen. Luzia hat zu dieser Oma ein sehr inniges Verhältnis.
Meinem Mann und mich hat es immer verwundert, dass sich in unserer Siedlung nie jemand aufgeregt hat oder mal nachgefragt hat, was bei uns nachts los ist.
Einmal hat mein Mann einen Nachtschreck von Luzia gefilmt – einfach als Beweis, was da los war. Den haben wir aber nie gebraucht.
Reaktionen von Bekannten
Sonst gab es in unserer Umgebung NUR die Kindergärtnerin, die den Nachtschreck kannte, da ihre Tochter auch betroffen war.
Ansonsten kannte den Nachtschreck niemand und so mussten wir uns des öfteren von Bekannten anhören, „ahhhh die tanzt euch auf der Nase rum“, „Einbildung sowas gibt es nicht“ oder „Ein paar aufn Hintern und Ruh ist“ … . Dies Reaktionen machten es nicht gerade leichter, doch wir wussten, was es war und hielten zusammen.
Das ganze hat bei uns ca. 5 Jahre gedauert. Vor der Einschulung war es Gott sei Dank vorüber – was angeblich typisch ist für den Verlauf.
Manchmal hatte Luzia in den letzten zwei Jahren in der Nacht Momente, wo sie plötzlich aufrecht im Bett sass. Ich ging dann zu ihr. Sie fixierte mich, berührte mein Gesicht und fing dann an zu lachen. Ich bekam dann jedesmal einen Lach-Anfall (diese Situationen waren echt lustig).
Da ihre Pupillen, in diesen Momenten stets gross waren und sie einen starren Blick hatte, wußte ich, sie ist nicht anwesend. Von ein auf die andere Minute legte sie sich dann hin und schlief weiter. Und ich hatte noch weiter mit meinem Lachkrampf zu kämpfen.
Luzia ist besonders
Luzia ist heute aber sehr wohl unser „Sorgenkind“ bzw. besonders. Als Kleinkind war sie immer sehr aktiv, konnte kaum ruhig sitzen, war ständig in Bewegung, obwohl wir immer einen geregelten Tagesablauf hatten und noch immer haben (soweit es möglich ist).
Im Kindergartenalter war es auch extrem, nie war sie müde zu bekommen. Ausdauer beim Basteln, Singen oder Spielen ect. war kaum vorhanden. In der Schule hatte sie bald Konzentrationsschwierigkeiten und war mit vielen Situationen überfordert.
Mittlerweile ist ADS (Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom), Legasthenie bzw. eine LRS (Lese-Rechtschreibschwäche) diagnostiziert worden.
Ob das mit Nachtschreck irgendwie zusammen hängt, kann man nicht feststellen. Nichtsdestotrotz ist sie ein sehr fröhliches und hilfsbereites Kind, was uns natürlich sehr glücklich macht und wir froh sind sie zu haben. Durch Kinder wächst und lernt man. Ich hoffe nur, daß unser drittes Kind (5 Wochen alt) ruhigere Nächte haben wird.
Es würde mich freuen, wenn ich mit meinem Bericht betroffene Eltern helfen kann, entspannter durch diese Phasen zu kommen.
Liebe Grüße Martina (Babytalk – Leserin)
Beitragsfoto: Irina Kozorog / shutterstock
Vielen Dank für den informativen Bericht – wir hatten gerade den 1. Nachtschreck und der war wirklich schlimm – lang – laut – und andauernd… allerdings hoffen wir, dass es die Nachwirkungen einer 3-Tage Erkrankung mit hohem Fieber waren und der Nachtschreck nicht so oft zu Besuch kommt.