Milchstau – Symptome, Ursachen und Tipps

Milchstau - Mutter stillt ihr Kind

Die Freude ist groß, dass Kind ist gesund zur Welt gekommen. Alles könnte so gut sein. Das Wochenbett hat so gut begonnen. Doch dann tauchen plötzlich Stillprobleme auf. Die Brust beginnt zu schmerzen. wird hart und heiß: Ein Milchstau.

Dies ist übrigens nichts ungewöhnliches, etwa ein Drittel aller stillenden Mütter bekommt in den ersten Wochen zumindest einmal wunde und schmerzende Brustwarzen.

Damit es nicht schlimmer wird und sich wohlmöglich noch zu einer Brustentzündung entwickelt, lies nachfolgend unseren Beitrag:

Was ist ein Milchstau?

Während der Schwangerschaft wird der Körper vor allem auf die Geburt vorbereitet. Auch wenn er in dieser Zeit schon mit den Vorkehrungen für die Milchbildung beginnt, muss sich die Brust erst an das regelmäßige Saugen gewöhnen.

Bei einem Milchstau fließt die Milch nicht richtig aus der Brust ab, wodurch sich das Gewebe verhärten und die Brust sehr empfindlich auf Druck reagieren kann. Es können sich auch rote Flecken oder ein harter Knubbel bilden, der dann bis nach der nächs­­ten Stillmahlzeit bleiben kann.

Der Übergang von einem Milchstau zu einer Brustentzündung, die auch Mastitis genannt wird, ist fließend. Die beschriebenen Symptome sind identisch. Bei einer Mastitis steigt das Fieber jedoch höher und häufig kommt noch Schüttelfrost dazu. Es fühlt sich wie eine Grippe an und du fühlst dich müde und abgeschlagen.

Zudem wollen die verhärtete Stellen einfach nicht abschwellen. In einigen Fällen tritt ein eitriges Sekret aus der Brustwarze. Bei einer Mastitis wird dir dein Arzt ein stillverträgliches Antibiotika verschreiben, so das du dein Kind weiterhin stillen kannst.

Wie kommt es zu einem Milchstau?

Die Brustdrüse besteht aus mehreren Drüsenlappen, in denen sich die milchproduzierenden Bläschen befinden. Durch weitvernetzte Milchgänge wird die Milch von den Bläschen zur Brustwarze transportiert.

Ein Milchstau entsteht, wenn diese Milchgänge blockiert sind, weil sie nicht komplett geleert wurden bzw. geleert werden konnten und der Druck in den Milchgängen ansteigt.

Für einen Milchstau können folgende Punkte verantwortlich sein:

  • Eine übermäßige Milchproduktion oder
  • ein fehlender Milchspendereflex oder
  • mechanisch bedingter Milchstau.

Übermäßige Milchproduktion: Es kommt immer wieder mal vor, dass die Brust mehr Milch produziert, als das Baby gerade trinken möchte. Gerade in der Phase, in der das Kind beginnt, länger oder gar durchzuschlafen, kommt es immer häufiger vor, dass das Kind nachts nicht mehr an der Brust trinken will.

Oder wenn Brei zu gefüttert wird und so eine Stillmahlzeit ausfällt, kommt es zu einem Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage. Diese Ungleichgewichte können in einem Milchstau enden, zumal die „Brust“ bis zu zwei Tage brauchen kann, um sich an die neue Menge anzupassen.

Der fehlende Milchspendereflex: Die für alle Beteiligten neue herausfordernde Situation löst Spannungen bis hin zu Stress aus. Häufige Stressauslöser sind Schlafmangel, eine traumatische Geburt, zu viel Besuch, Beziehungsstreitigkeiten. Stress fördert die Produktion von Adrenalin und Cortisol mit der Folge, dass das milchbildende Kuschelhormon Oxytocin vom Stresshormon Cortisol überlagert wird und den sogenannte Milchspendereflex behindert. Mit dem Resultat, das die Milch nicht abfließt und sich stattdessen in den Milchgängen staut.

Mechanisch bedingter Milchstau: In den meisten Fällen ist ein Milchstau jedoch mechanisch bedingt. Dieser kann verschiedene Ursachen haben, wie z.B. das falsche Anlegen oder Saugen des Babys, sowie zu kurze oder zu wenige Stillzeiten. Diese Ursachen haben zur Folge, dass die Brust der stillenden Mutter nicht vollständig entleert wird. Des Weiteren kann das Abfließen der Milch durch zu kleine BHs, zu enge Kleidung oder falsch angelegte Tragehilfen gestört werden.

An welchen Symptomen erkenne ich einen Milchstau?

  • Die Brust schmerzt, ist berührungsempfindlich und gerötet.
  • Sie ist übermäßig prall und warm bis heiß.
  • Es haben sich harte Stellen oder Knoten gebildet, die sehr weh tun.
  • Auch ein leichtes Fieber kann dazukommen.

Zur Beruhigung: So schmerzhaft das Ganze für dich auch ist, dein Kind hat keine negativen Auswirkungen dadurch.

Was hilft gegen einen Milchstau und wie kann ich vorbeugen?

Der ultimativ beste Tipp einen Milchstau aufzulösen, besteht in der funktionsfremden Nutzung eines Vibrators! und wird mittlerweile selbst von Hebammen empfohlen.

Stressabbau

Stress gehört mit zu den häufigsten Auslösern eines Milchstaus und so sollte aus diesem Grund mit als erstes hinterfragt und ggf. abgebaut werden. So solltest du, sofern du betroffen bist, immer wieder probieren dich mit deinem Baby ins Bett oder auf eine Couch zu legen. Im Wochenbett ist Kuscheln, Schlafen und Stillen und Stillen, Schlafen und Kuscheln angesagt.

Falls Du eine schmerzhafte und oder traumatische Geburt erlebt hattest, solltest Du dich, wenn möglich, um eine professionelle Begleitung zur Aufarbeitung kümmern.

Bespreche am besten vor der Geburt mit deiner Familie bzw. Verwandtschaft eine Besuchsregelung, wie sie dir zusagt. Wenn du erschöpft und extrem emotionalisiert von der Geburt nach Hause kommst, fällt es dir vermutlich viel schwerer für deine Bedürfnisse einzustehen.

Schau, ob dein Partner Urlaub nehmen kann oder du ggf. eine gute Freundin oder deine Mutter/Schwiegermutter bitten kannst, dir soviel wie möglich im Haushalt unter die Arme zu greifen.

Stillanpassungen bei Milchstau oder zum Vorbeugen

Sanfte Wärme hilft die Blutgefäße und Milchgänge deiner Brust zu weiten und erleichtert es so deinem Kind die Milch abzutrinken. Dies erreichst du indem du deine Brust vor dem Stillen mit warmen Tüchern, einem Kirschkernkissen oder einer Wärmflasche anwärmst.

Stillen hilft am besten einen Milchstau aufzulösen, auch wenn das Stillen sehr weh tut und Überwindung kostet. Lege dein Kind an, so oft wie es danach verlangt.

Ein Festhalten an Stillzeiten ist nicht hilfreich, sondern schädlich!

Erleichtern kannst du dein Stillen, indem du eine Stillposition auswählst, bei der der Unterkiefer deines Babys zur schmerzenden Stelle zeigt. So wird die Saugwirkung auf den verstopften Milchgang verstärkt.

Gestaute Milch wird nicht alt und kann immer unbedenklich getrunken werden.

Probiere dein Kind bei jedem Stillen abwechselnd an beide Brüste anzulegen und ihm genügend Zeit zu geben, jede Brust leer zu trinken.

Ein absoluter Geheimtipp ist übrigens: Der Vibrator! Nicht ohne Grund sind die Hersteller auf Hebammenkongressen vertreten. Das Vibrieren „schüttelt“ den Stau frei. Alternativ kannst du ein Gerät mit ähnlicher Wirkung (elektrische Zahnbürste…) nutzen.

Falls Du keinen Vibrator oder ähnliches zur Hand hast und nach dem Stillen noch immer Knötchen in einer Brust fühlst, streiche deine Milch nach dem Stillen selbst weiter aus. Dabei umfasst du deine Brust mit Daumen und Zeigefinger (C-Griff), wobei beide Finge jeweils ca. 3 cm Abstand zur Brustwarze haben sollten. Hebe dann die Brust leicht an und drücke sie sanft mit Daumen und Finger in Richtung Brustkorb.

Anschließend schiebe jetzt gleichzeitig deinen Daumen und Zeigefinger mit leichtem Druck in Richtung Brustwarze zusammen ohne dass die Finger dabei über die Haut rutschen.

Du kannst Dir auch eine Milchpumpe von deinem Arzt verschreiben lassen und kostenlos in einer Apotheke ausleihen. So kannst Du die ggf. Muttermilch für später aufbewahren.

Es bietet sich an, deine Brustwarze nach dem Stillen mit etwas Muttermilch einzureiben. Dies kann die Heilung beschleunigen.

Stillpositionen bei Milchstau

  • Die Wiegeposition oder Footballhaltung ist hilfreich, wenn sich die empfindsamen und harten Stellen seitlich der Brust befinden.
  • Wenn die schmerzende Stelle unterhalb der Brustwarze liegt, stillst du am einfachsten im Liegen.
  • Falls der Milchstau oberhalb deiner Brustwarze vorliegt, legst du dein Kind am besten auf ein dickes Kissen und hockst dich im Vierfüßlerstand verkehrt herum über dein Baby. So dass dein Gesicht über den Füßen deines Kindes schaut.

Nach kurzer Zeit solltest du eine Erleichterung in deiner Brust spüren.

Kühlen

Du kannst deine Milchproduktion verringern, in dem du deine Brüste nach dem Stillen kühlst. Dies lindert den Schmerz und lässt die Schwellung in deiner Brust etwas abklingen. Zur Kühlung kannst du Brust-Kompressen kaufen, Quarkwickel oder Weißkohlblätter-Umschläge verwenden, die du 20 Minuten auf deine Brust legst. Diese passen sich zudem noch besser an deine Brust an.

Quark- oder Weikohlblätter-Wickel machen

Sowohl Weißkohlblättern als auch Quark wird eine entzündungshemmende Wirkung zugesprochen. Hier erfährst du, wie du sie vorbereiten kannst.

Für jede Brust nimmst du zwei Blätter von der Küchenrolle oder ein einfach zwei dünne Tücher. Dann schneide in der Mitte je ein Loch für deine Brustwarzen. Wickle oder lege das erste Blatt bzw. Tuch um deine Brust und bestreiche es mit 20%-igen gekühlten Quark, dann bedecke den Quark mit dem zweiten Blatt/Tuch. Anschließend drücke die beiden Blätter/Tücher leicht zusammen. Danach legst du dich am besten hin und entspannst.

Wenn du gekühlte Weißkohl­blätter statt Quark nimmst, ritze diese zuvor mehrfach mit einem Messer ein. So kann der Saft besser austreten. Die harte Rippe der Blätter walzt du mit einem Nudel­holz flach. Anschließend drapierst du das oder die Blätter um deine schmerzende Brust, wobei du wie beim Quarkwickel die Brustwarze aussparst. Danach lege ein Küchentuch oder Blatt von der Küchenrolle darüber.

Gegebenenfalls kann dein Partner, dir die Quarkwickel oder Weißkohlwickel vorbereiten und im Kühlschrank für die nächste Brustkühlung lagern. Dabei darf der Quark ruhig zwischen den beiden Lagen Küchenrolle einweichen. Um das Zusammenkleben der Quarkwickel zu verhindern, kannst du zwischen den Quarkwickel Frischhaltefolie legen. Um zwischendurch auch mal aufstehen zu können, kannst du die vorbereiteten Wickel auch in deinen BH stecken.

Stillpositionen

  • Wenn sich die schmerzenden und harten Stellen seitlich von der Brust befinden, kannst du die Wiegehaltung oder die Footballhaltung als Stillposition wählen.
  • Wenn die schmerzende Stelle unterhalb der Brustwarze liegt, ist es am einfachsten, du stillst im Liegen.
  • Oberhalb der Brustwarze löst du den Milchstau am besten im Vierfüßlerstand. Dafür legst du dein Baby vorher auf ein dickes Kissen und stellst dich dann im Vierfüßlerstand über dein Baby, so dass dein Gesicht auf die Füße deines Kindes schaut.

Das Anlegen kann besonders schmerzhaft sein, aber schon nach wenigen Minuten solltest du Erleichterung in den betroffenen Stellen spüren. Je nachdem, wie viel dein Kind schon trinkt, kann es helfen, die Milch weiter auszustreichen.

Tees

Wenn dein Körper zu viel Milch produziert, kannst du deine Milchmenge durch stillhemmenden Pfefferminz- oder Salbeitee verringern. Da deren Wirkung stark ausfallen kann, solltest du dich vorab auf jeden Fall von einer Stillberaterin und deiner Hebamme beraten lassen.

Kleidung

Versuch deine Kleidung so zu wählen, dass du nichts trägst was im Brustbereich eng anliegt.

Wann muss ich zum Arzt?

Wenn du die oben genannten Tipps anwendest, sollte sich innerhalb von 24 Stunden eine deutliche Besserung einstellen. Auch wenn die Rötung und die Knoten es länger brauchen könnten, sollten zumindest deine Schmerzen und dein Fieber deutlich nachlassen. Wenn dem nicht so ist, suche unbedingt deinen Arzt auf, um eine Mastitis auszuschließen oder ggf. behandeln zu lassen.

Eure Mira (Stillberaterin nach AfS)

Beitragsfoto: IT Stock Free / Photo Images

 

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Deva Wallow
Deva ist Familientherapeut und Persönlichkeitsentwickler und ist bei babytalk.world als Autor und Chefredakteur verantwortlich für den Inhalt der Seite. Außerdem moderiert er die Community auf Facebook.