Was tun, wenn das eigene Kind seine Freunde oder Fremde tritt und haut?
Mein Kind beißt: Der beste Tipp ist, kein Drama draus zu machen, ignorieren geht allerdings auch nicht. Es ist eine Grad Wanderung in solchen Situationen das Richtige zu tun. Dass Kinder Aggressionen zeigen, ist nicht ungewöhnlich.
Gerade im Kindergartenalter testen Kinder gerne ihre Grenzen aus und gehen vielleicht auch mal mit ihren Freunden zu weit. Aber wenn euer Kind dies tut, ist es eher ein Ausdruck von Wut, Hilflosigkeit oder Frustration.
Dem beißenden Kind beispielsweise geht es in der Regel nicht darum, das andere zu verletzen. Vielmehr zeigt sich darin der Wunsch nach Beachtung.
Teilweise sind Kleinkinder aggressiv, weil sie noch nicht gelernthaben, wie sie mit anderen Kontakt aufnehmen können.
Ihr Kind kann seine Gefühle noch nicht anders ausdrücken und reagiert deshalb mit Wut.
Deshalbhaut es wahrscheinlich ein anderes Kind, um ihm zu signalisieren: Hallo komm beachte mich, ich möchte mit dir spielen. Auslöser für solche Aggressionen gibt es viele:
- Der Turm aus Bausteinen ist zusammengestürzt
- Beim Abendessen steht der falsche Becher auf dem Tisch
- Das Lieblingskleid ist gerade in der Wäsche
- Ein anderes Kind spielt gerade mit dem Spielzeug der Begierde … .
Was tun, wenn mein Kind schlägt oder beißt?
Sobald euer Kind schlägt, haut oder beißt, greift ihr ein und erklärt ihm am Besten auf Augenhöhe deutlich, dass das nicht in Ordnung ist. Seht euer Kind entschlossen an und weist es darauf hin, dass es dem anderen Kind weh getan hat. Ein bestimmtes Nein kann dort schon helfen.
Zeigt eurem Kind, dass es auch anders geht, das es das andere Kind beispielsweise auch streicheln kann, um Beachtung zu bekommen. Wenn euer Kind schon gut sprechen kann, ermutigt es, zu einem anderen Kind hinzugehen und Hallo zu sagen, wenn es Kontakt aufnehmen möchte.
So lernt es, dass es nicht aggressiv sein muss um Aufmerksamkeit zu bekommen. Anders verhält es sich in Streit Situationen. Wenn euer Kind beispielsweise einem anderem Kind ein Spielzeug gewaltsam entrissen hat, geht direkt dazwischen.
Am besten ist es hier, eurem Kind zu erklären, dass es entweder warten muss bis dieses Spielzeug frei ist, oder dass es ein Tauschgeschäft gegen ein anderes Spielzeug anbieten kann.
Je öfter diese Situationen geübt werden umso sicherer wird auch euer Kind.
Wenn das Verhalten nicht besser wird
Sollte sich das Verhalten trotz liebevoller und verständnisvoller Bemühungen nicht bessern, hilft nur noch Konsequenz.
Sollte euer Kind also weiterhin auf dem Spielplatz beißen oder hauen, geht ihr nach Hause.
Oder wenn euer Kind euch haut oder tritt, verlasst ihr sofort den Raum. So merkt es, dass es das Gegenteil von dem erreicht, was es eigentlich möchte, nämlich eure Aufmerksamkeit.
Außerdem kann es helfen die Wut körperlich abzubauen. Dafür gibt es einige Tricks:
- Aufstampfen, wie das Wort es schon erklärt, kann dein Kind deine Wut direkt in den Boden stampfen. Rumpelstilzchen machte es im Märchen ja schon vor. Diese Methode ist simpel und überall durchführbar.
- Boxsack oder Wutpolster: Diese Methode kann auch vorbeugend eingesetzt werden. Denn so wird eure Kind seine Aggressionen los, ohne ein anderes zu verletzen.
- Zeitungen zerreißen: Einfach die Wut mit dem zerreißen der Zeitungen rauslassen. Dies kann auch bei älteren Kindern noch wahre Wunder bewirken.
- Schreien: Geht in den Wald oder irgendwo, wo euch niemand hört und schreit, was das Zeug hält. Dies kann auch uns Eltern helfen Emotionen, die sich aufgestaut haben, abzubauen. Somit sind wir ein tolles Vorbild für unsere Kinder, denn sie sehen, auch wir sind manchmal wütend oder traurig.
Ist diese Beißphase allerdings, im Kindergartenalter noch nicht vorbei, solltet ihr Euch Hilfe suchen. Oft haben Erzieher hilfeiche Tipps. Erzieher und Kinderärzte können bei einer intensiveren Ursachenforschung helfen.
Gegebenenfalls ist es ratsam, einen Psychologen hinzuzuziehen. Aber in den meisten Fällen regelt sich dieses Verhalten von ganz alleine.
Eure Nicole (Babytalk-Autorin)
Die Frage, ab wann ein Kind bereit ist in die Krippe / Kita zu gehen, stellen sich wohl die meisten Eltern. Selbst wenn es – etwa berufsbedingt – nicht möglich ist, den Zeitpunkt zu bestimmen. Die Mehrheit macht sich viele Gedanken oder fühlt sich vielleicht gar als Rabenmütter, wenn sie ihre Kinder bereits im ersten Lebensjahr Fremdbetreuen lassen.
Vom Loslassen und Bereitsein
Dass das jeder für sich selbst entscheiden muss, ist natürlich klar. Leider ist es nun so, dass sich fast niemand seiner Umgebung entziehen kann. Es gibt unweigerlich viele Meinungen und nicht immer nett gemeinte Kommentare, Urteile und sogar implizite Vorwürfe. Wie so oft, weiß jeder um uns herum am besten, was gut für uns ist.
Davon soll sich aber keiner Bange machen lassen, sondern auch hier wieder schlicht auf sein Bauchgefühl hören. Es geht nämlich in erster Linie um folgende Frage: Bin ICH selbst bereit, mein Kind an andere Personen, die erst einmal Fremde sind, abzugeben?
Ein Kind passt sich den Gegebenheiten an, die es vorfindet. Über diesen Satz lohnt es sich, einmal ganz wertfrei nachzudenken. Genauso spürt ein Kind aber, wenn sich seine engste Bezugsperson nicht von ihm lösen kann, es eigentlich nicht weggeben mag.
Mit dieser Grundanspannung klappt die Außer-Hausbetreuung auch mit drei Jahren oder mit vier Jahren nur mit Mühe.
Das Alter spielt hier keine Rolle: Wenn die Mutter bzw. die Eltern nicht bereit sind, dass Kind im wörtlichen Sinne abzugeben, auch nur für einen Zeitraum von einigen wenigen Stunden, wird das Kind auch nicht bereit sein, sich von sich aus frei zu fühlen, neue Bindungen einzugehen.
Dies muss es ja tun, wenn es sich in einem neuen Umfeld, wie es die Krippe eines ist, zu etablieren. Es muss die Gelegenheit haben, sich an dem neuen Ort wohlfühlen zu dürfen und Vertrauen aufzubauen. Wenn es das Gefühl hat, die Mama will mich eigentlich gar nicht hier lassen, möchte es auch nicht bleiben.
Schlechtes Gewissen der Mutter
Auch wenn die Mutter dieses Gefühl nicht bewusst auf das Kind überträgt, kann sie trotzdem so etwas ausstrahlen. Ein Klassiker ist hier das schlechte Gewissen, das die Mutter hat. Dabei sind wir wieder beim Gefühl der Rabenmutter angekommen.
Es ist ganz wichtig, kein schlechtes Gewissen zu haben, wenn sich eine Mutter dazu entscheidet, ihr Kind in die Krippe zu geben. Das hört sich so altmodisch an, aber es leiden leider viele Mütter unter diesem Syndrom – mich eingeschlossen. Liebe Mütter, quält Euch bitte nicht so. Ihr leidet darunter und ebenso Euer Kind.
Meine persönliche Erfahrung
Aufgrund unserer umzugsbedingten Wechsel habe ich mit meinen Kindern mehrere Eingewöhnungen durchlebt.
Der Große ist mit 2,5 Jahren direkt in den Kindergarten gekommen. Wir wollten ihn nicht in die „Babygruppe“ mit seinen Zwillingsgeschwistern – damals 13 Monate alt – geben, weil wir dachten er wäre dafür schon zu groß.
Im Nachhinein war unser Erstling in diesem Alter im Kindergarten ganz schön gefordert, wenn nicht auch anfangs überfordert. Da ist eine Krippe doch viel behüteter mit weniger Kindern in den Gruppen und mehr Erzieherinnen.
Die Zwillinge mit ihren 13 Monaten haben es von Anfang an genossen, den vormittag außer Haus zu verbringen. Ich war mir wirklich unsicher, sie – vom Standpunkt meines Umfelds aus gesehen so früh – wegzugeben.
Natürlich verunsicherten mich die Ansichten um mich herum noch zusätzlich. Doch mit meiner besonderen Situation mit 3 Kindern unter zwei Jahren brauchte ich einfach eine Pause: Ich war am Ende meiner Kräfte.
Komisch – nicht vermisst zu werden
Durch einen Zufall musste ich bereits in der ersten Woche der Eingewöhnung die Krippe verlassen, um meinen Mann zur Bahn zu bringen.
Als ich an diesem zweiten oder dritten Krippentag voll schlechten Gewissens wiederkam, um meinen Kindern in der fremden Umgebung beizustehen, winkte die Kindergärtnerin ab: „Die beiden fühlen sich bestens – gucken Sie mal, wie die schön spielen, Sie brauchen erst in einer Stunde wiederzukommen!“
Irgendwie komisch gar nicht vermisst zu werden, aber irgendwie wunderschön und erleichternd. Da wusste ich, die Kinder sind bereit und haben richtig Lust darauf, Neues zu entdecken. Ohne diesen Zufall hätte ich mich und damit auch meine Kinder sich wahrscheinlich viel schwerer getan mit dem Loslassen.
Bei der zweiten Eingewöhnung nach einem Umzug etwa ein Jahr später – also mit knapp zwei Jahren, haben wir etwas ganz anderes erlebt. Lag es an meinem schlechten Gewissen, die Kinder nach dem stressigen Umzug erneut in eine unbekannte Umgebung zu geben. Vielleicht lag es aber auch daran, dass sie sich gerade mitten in einer Trotzphase befanden?
Kein Bock auf eine neue Krippe
Jedenfalls hatten die Kinder keinen Bock auf diese neue Krippe und haben sich immer wieder gegenseitig daran erinnert, es schrecklich zu finden. Wenn einer mal anfing zu spielen, brüllte der andere umso lauter bis sein Partner wieder mit einstimmte.
Die Lösung war dann zum einen von Seiten der Krippe her getrennt mit den Kindern etwas zu unternehmen, etwa ein kleiner Spaziergang, um sich besser kennenzulernen. Zum anderen hat der Papa übernommen und indem ich raus war, lief alles bedeutend leichter.
Die Phase der Eingewöhnung hängt von vielen Faktoren ab und ist daher kein wirklich guter Indikator, ob ein Kind das richtige Alter für die Krippe hat.
Meinen Beobachtungen und Erfahrungen zufolge ist es aber schon so, dass die Kids mit 13 Monaten einfach in einem Alter waren, indem sie viel Spaß daran hatten, die Welt um sich herum zu entdecken. Da faszinierte sie jedes neue Spielzeug ebenso wie liebe Menschen.
In der sogenannten Trotzphase, die verstärkt im dritten Lebensjahr auftritt, treten andere Dinge in den Vordergrund, etwa der eigene Willen. Das kann – wie in unserem Fall – mit der Eingewöhnung in die Krippe kollidieren, muss aber natürlich nicht.
Fremdbetreuung im ersten Lebensjahr?
Meiner persönlichen Meinung nach und entsprechend der Erfahrungen mit meinen eigenen Kindern und der befreundeter Mütter finde ich das Alter um 12 Monate herum perfekt für den Krippenstart. Früher hätte ich es nicht geschafft, meine Babys abzugeben.
Zum einen wäre ich nicht gewillt oder bereit dazu gewesen, solange meine Stillbeziehung noch so intensiv war wie im ersten Lebensjahr. Mit dem Abstillen um den ersten Geburtstag herum, konnte ich dann auch loslassen. Die sehr innige Symbiose im ersten Lebensjahr zwischen Mutter und Kind lockerte sich und ich war bereit für Veränderung.
Es gibt bestimmt Mütter, die das anders sehen und erleben und das ist auch gut so. Ich möchte an dieser Stelle noch einmal betonen: Nicht jeder Weg passt für jeden.
Jede Mutter soll sich aber überlegen, ob sie sich eine Fremdbetreuung tatsächlich vorstellen kann und wenn ja, genau darüber nachdenken, wieviel Zeit in der Woche gut für sie und das Kind wäre. Es gibt ja sehr viele individuelle Lösungen, die im Einzelnen mit der Einrichtung abgesprochen werden können.
Es ist auch sehr wichtig, genügend Zeit zum Ausprobieren und Eingewöhnen einzuplanen. Ohne Druck und Stress und mit dem Gefühl, zu wissen, was gut für einen ist, klappt der Übergang in diese neue Lebensphase bestimmt ganz wunderbar.
Eure Verena (Babytalk – Autorin)
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Beitragsfoto: Andrey_Kuzmin / shutterstock
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