Für die meisten Frauen ist es von Anfang an klar, dass sie ihr Kind im Spital gebären möchten. Es gibt jedoch einen kleinen Anteil an Frauen, die sich einen anderen Geburtsort für die Geburt ihres Kindes wünschen. Wie kommt es zu dieser Entscheidung? Ist es überhaupt sicher zu Hause oder im Geburtshaus zu gebären?
Es haben sich schon viele Studien mit der Sicherheit der Hausgeburt befasst. Eine britische Studie mit über 60.000 Gebärenden kam sogar zum Schluss, dass eine Zweitgebärende nach komplikationsloser erster Geburt weniger Risiken ausgesetzt ist, wenn sie zu Hause oder im Geburtshaus entbindet.
Für eine Erstgebärende ist die Geburt im Krankenhaus jedoch am sichersten. Die Studie mit dem Titel «The Birthplace cohort study» (dt. «Kohortenstudie Geburtsort») war sehr aussagekräftig bzw. vergleichbar, da effektiv nur die Geburten von gesunden Frauen ausgewertet wurden.
Alle Frauen in der Studie hatten ein geringes Risiko:
- sie trugen ein einziges Kind aus,
- hatten keine genetischen Krankheiten, es gab keine Komplikationen in der Schwangerschaft und
- sie hatten keine vorherigen Kaiserschnitte gehabt.
Insgesamt war die Geburt für diese Frauen überall sicher. Es gab bei lediglich 250 von 60.000 Geburten Komplikationen.
Vertrauen in den Geburtsprozess
Aber warum ist das so? Laut der weit verbreiteten Meinung müsste ja das Gegenteil der Fall sein und viel häufiger Komplikationen eintreten. Für mich gibt es eine ziemlich einfache Erklärung dafür:
Die Frauen, die sich für eine Hausgeburt oder eine Geburt im Geburtshaus entscheiden, haben Vertrauen in den natürlichen Geburtsprozess und sind eher positiv eingestellt. Sie sind davon überzeugt, dass ihr Körper ohne medizinische Interventionen den Geburtsprozess bewältigen kann und sie ein gesundes Kind gebären.
Diese Einstellung zum Geburtsprozess wird durch die gehörten Geschichten/Berichte über Geburten und nicht zuletzt durch die eigene Geburts- und andere Krankenhauserfahrungen beeinflusst.
Die meisten Frauen, die sich für einen anderen Geburtsort als das Krankenhaus entschieden haben, können sich nicht vorstellen, dass sie sich im Krankenhaus gleich gut entspannen können. Vor allem diese Grundeinstellung unterstützt meiner Meinung nach einen guten Geburtsverlauf.
Das Krankenhaus als Ort der Geburt wird als der Sicherste propagiert
Die Geburt im Krankenhaus wird als sicherste Variante propagiert. Im Krankenhaus werden die Frauen oft dauerhaft überwacht, um ihnen das Gefühl von Sicherheit zu geben. Diese Dauerüberwachung bedeutet aber auch, dass sofort reagiert werden muss, wenn ein Kind Stress unter der Geburt erfährt.
Die meisten Kinder haben zu einem gewissen Zeitpunkt während der Geburt einmal Stress. Dies bedeutet aber nicht, dass eine Geburt pathologisch sein muss und regelmäßige Interventionen braucht. Denn diese wiederholten Interventionen verunsichern die Frauen in den meisten Fällen und geben ihr das Gefühl, ihr Geburtsprozess sei nicht normal und riskant für das Kind.
Dadurch haben sie mehr Angst. Die Angst führt zu mehr Anspannung. Und die Anspannung führt dazu, dass die Frauen den Geburtsschmerz als intensiver erleben, was wiederum zu mehr Unsicherheit führt.
Dieser Angst-Spannungs-Schmerz-Kreislauf ist ganz schwer zu durchbrechen und führt oft dazu, dass die Frauen eine PDA oder manchmal sogar einen Kaiserschnitt verlangen. Persönlich finde ich, dass jede Frau ein Recht auf eine sichere Geburt und wenn gewünscht auf eine adäquate Schmerztherapie hat.
Die Moderne Medizin hat bei der Geburt nicht nur Vorteile
Aber ich glaube auch, dass die moderne Medizin mit all ihren Überwachungsmöglichkeiten nicht nur Vorteile birgt. Manchmal ist es hinderlich, wenn man zu viel Angst verbreitet.
Ideal fände ich es, wenn bei uns in den Spitälern integrierte Geburtshäuser geführt würden. So könnten alle physiologischen Geburten von den Hebammen geführt und bei Pathologien der Arzt hinzugezogen werden.
Ich glaube dieser Aufbau von integrierten Geburtshäusern in den Spitälern würde vielen Frauen auch die Sicherheit geben, die sie brauchen, um «entspannt» zu gebären. Gesellschaftlich würde es sicher dazu beitragen die Geburt wieder vermehr als einen natürlichen Prozess anzuschauen und nicht als eine Risikosituation.
Wenn sich diese Einstellung wieder verbreitet, würden manche Frau mit einem besseren Gefühl in die Geburt gehen. Darum sage ich: Frauen, vertraut auf euren Körper! Er kann den Prozess einer Geburt auf natürliche Weise schaffen.
Versteht mich bitte nicht falsch. Ich möchte nicht dafür werben, dass alle Frauen von jetzt an zu Hause oder in Geburtshäusern gebären sollen. Aber ich wünsche mir, dass die Geburt wieder als ein natürlicher Prozess angeschaut wird, der in den aller meisten Fällen gut geht.
Und für die Fälle, wo das nicht der Fall ist, bin ich sehr dankbar um die Ärzte und die Möglichkeiten zu intervenieren. Und dadurch die Gesundheit von Mutter und Kind zu gewährleisten.
Jede Frau, wenn es ihre Gesundheit und Schwangerschaft erlaubt, soll da gebären können wo sie will. Und weiter sollten Hebammen und Ärzte nicht in Konkurrenz zu einander stehen, sondern zusammen am selben Ziel arbeiten. Nämlich eine gesunde Mutter zu betreuen und ein gesundes Kind zu gebären.
In diesem Zusammenhang könnte euch auch der Beitrag „Warum ich mir so sehr eine Hausgeburt gewünscht hätte“ interessieren (Hinweis der Redaktion).
Liebe Grüße Eure Dayo (Hebamme)
Beitragsfoto: (ls) Gorodenkoff & (re) nata-lunata / shutterstock
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