Wie schaffe ich es, meine Kinder gleich zu lieben?
Die Frage, ob ich meinen Kindern gerecht werden kann, stellen sich bestimmt viele Eltern. In der Praxis zeigt sich, dass sich durchschnittlich mehr Mütter mit dieser Frage konfrontiert fühlen als Väter.
Das sich mehr Mütter diese Frage stellen, ist verständlich. da sie häufig auch mehr mit den Kindern zusammen sind als die Väter.
Im Alltag taucht diese Frage meist dann auf, wenn wir als Eltern merken, dass wir ein Kind anders anstrengend als das andere empfinden.
Warum empfinden wir unsere Kinder als unterschiedlich anstrengend?
Kinder haben das außergewöhnliche Talent unsere empfindsamen Druckknöpfe zu drücken. Wenn diese betätigt werden, laufen automatisch mehrere kleine dahinter gespeicherte Programme ab. Das eine sorgt dafür, dass unsere Stimme hoch geht. Das andere dafür, dass wir zudem lauter werden. Manchmal haken diese Programme und starten mit zeitlicher Verzögerung.
Das Hauptprogramm bestimmt den Inhalt unserer „Kommunikation“. Von Kommunikation kann man dann zwar eigentlich nicht mehr reden, da es sich eher um einen immer „gleichen“ Monolog handelt.
Typische Inhalte sind „Kannst Du denn nicht aufpassen“, „Musst Du immer so schreien“, „Warum hörst Du nicht auf mich“ „Musst Du die Tür immer so laut zu knallen“ …
Diese Monologe beinhalten die von unseren Eltern (oder anderen Bezugspersonen) übernommenen Urteile auf bestimmtes Verhalten. Wie z.B. den ungeschickten Umgang mit vollen Tellern und Gläsern, die dann eindrucksvoll auf dem Boden landen oder auf kunstvoll beschmierte Zimmerwände …
Urteile auf unser kindliches Verhalten
Diese Urteile wollen von unserem inneren, verletzten Kind (welches wir mal waren) wahrgenommen und revidiert werden. Warum? Weil sie hinter den Urteilen auf ihr Verhalten vor allem eines verstanden haben, „Ich bin nicht ok“ bzw. „Ich bin nicht liebenswert“.
Und da unsere Kinder nun mal Individuen sind und schon mit ihren eigenen Glaubenssätzen über diese Welt heranwachsen, drücken sie nicht alle die gleichen Knöpfe.
Das Kind, welches die schmerzhaftesten Knöpfe bedient und häufig auch als uns sehr ähnlich wahrgenommen wird, wird daraufhin schnell als nicht so „liebenswert“ empfunden. Dabei erfüllt es eine sehr wichtige (und undankbare) Aufgabe: Uns auf unsere eigenen Glaubensmuster aufmerksam machen!
Aus der Sicht des Persönlichkeitsentwicklers in mir sind es die Aufgaben unser Kinder, wie auch unserer Partner, die damals übernommenen Urteile unserer Eltern über unser Verhalten zu heilen bzw. zu revidieren. Um uns immer mehr so zu liebe wie wir sind!
Geschlechterfrage: Junge oder Mädchen, was soll es werden?
Durch unsere Erfahrungen mit unseren Geschwistern, Freunden und Mitschülern haben wir uns bestimmte Meinungen darüber gebildet, mit wem wir bestimmte Unternehmungen besser machen können und mit wem wir uns besser verstehen. Diese Urteile (und vor allem die von unseren Eltern gelebten Rollen) prägen unbewusst unsere Gedanken bzw. Urteile über die Geschlechterrollen. Und auch diese „Urteile“ fließen häufig in unsere Wünsche in Bezug auf das Geschlecht unseres Kindes mit ein.
Weitere Aspekte die bei der Frage „ob bzw. wie wir unseren Kindern gerecht werden können“ mit einfließen
Dazu kommen die unterschiedlichen Talente, das Aussehen und die Charaktereigenschaften unserer Kinder. Manche hätten wir selber gerne und „stufen“ sie dadurch schon mal schnell, wenn auch unbewusst höher ein.
Nicht zu letzt gibt es die typischen „Mütter-„ und „Väter-Kinder“, deren „Zuordnung“ nicht selten mit den oben stehenden Aspekten zusammenhängt. Manche Kinder fordern auch mehr Aufmerksamkeit ein oder erhalten einfach mehr, egal, ob durch „Erfolge“, Krankheiten oder andere Besonderheiten.
Alle diese Beurteilungen fließen ebenso unbewusst in unsere Wahrnehmung mit ein, wie lieb wir unsere Kinder haben.
Fazit und Tipp
Diese Urteile haben absolut nichts damit zu tun, wie unendlich lieb wir ALLE unsere Kinder haben und wir notfalls auch bereit wären unser Leben für sie zu geben.
Kindern gleichermaßen gerecht zu werden, könnte man fälschlicherweise so verstehen, als ob alle Kinder immer gleich behandelt werden müssten. Doch das ist weder durchgängig möglich noch sinnvoll. Warum? Weil unsere Kinder unterschiedliche Bedürfnisse und Wünsche haben. M
Stattdessen geht es darum, seine Liebsten unvoreingenommen wahrzunehmen und sie in ihrer Unterschiedlichkeit zu sehen und anzunehmen.
Und wenn du dir immer wieder Zeit nimmst, dein vermeintlich weniger geliebtes Kind liebevoll mit all seinen Fähigkeiten und Eigenschaften zu betrachten, wird es sich deiner Liebe immer mehr bewusst werden, auch wenn es ggf. nicht seine Passion ist, sie durch Knuddeln und Spaßen zu erfahren.
Euer Deva (Familientherapeut, Persönlichkeitsentwickler und Autor)
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Beitragsfoto: Argument / Getty Images
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