Geburtsschmerzen sind die einzigen Schmerzen, die wirklich Sinn machen, sagt der Volksmund. Er wird sehr individuell wahrgenommen. Aber warum ist das so und warum tut Kinderkriegen überhaupt weh? Wie kann die Frau mit den Schmerzen unter der Geburt umgehen und wie kann man sie lindern?
Dieser besondere, einzigartige Schmerz entsteht, wenn sich die Gebärmutter sehr stark zusammenzieht (Kontraktion). Sie wird durch Bänder stabilisiert, die wiederum mit der Wirbelsäule verbunden sind.
Deshalb beschreiben fast alle Frauen, dass unter den Wehen auch ihr Kreuz schmerzt.
Die Wehen
Wehen kommen in Wellen und ebben wieder ab. Am Anfang der Geburt fühlen sie sich meistens wie ziehende Menstruationsschmerzen an und werden im Fortschreiten der Geburt immer stärker.
Steht eine Frau unter der Geburt, hat sie ca. alle drei Minuten eine Wehe. Eine Minute davon ist die eigentliche Kontraktion, zwei Minuten ruht die Gebärmutter.
Diese Pause ist extrem wichtig, damit sich die Gebärende erholen und vor der nächsten Kontraktion wieder einen normalen Atem-Rhythmus finden kann.
Es gibt verschiedene Methoden, mit dem Schmerz umzugehen. Wir Hebammen sind unter anderem dafür da, den Frauen dabei zu helfen. Wir unterstützen sie auch beim Entspannen zwischen den Kontraktionen.
Denn je verspannter eine Gebärende ist, umso schmerzhafter empfindet sie die Wehen. Viele Frauen gelangen irgendwann an den Punkt, wo der Schmerz allen Raum einnimmt und sie nicht mehr mit ihm umgehen können.
Dann kommen meistens Schmerzmittel zum Zug. Opiate bringen Linderung, eine Rückenmarksanästhesie (PDA) schaltet den Schmerz fast komplett aus.
Es gibt nicht wenige Frauen, die ihr Kind ganz ohne Schmerzmittel zur Welt bringen.
Warum gelingt dies den einen, den anderen aber nicht?
Das Schmerzempfinden ist sehr individuell. Als Hebamme kann ich bestätigen, dass es große Unterschiede in der Schmerzempfindung bei Gebärenden gibt.
Mehrere Faktoren spielen dabei eine Rolle: Ist die Frau erholt? Hat sie Erfahrung mit Schmerzen? Fühlt sie sich sicher und gut aufgehoben? Je nachdem variiert auch das Schmerzempfinden.
Studien haben gezeigt, dass Frauen, die über den Geburtsprozess gut informiert sind und wissen, was mit ihrem Körper passiert, besser mit dem Schmerz umgehen können.
Dies ist absolut logisch. Denn wer Angst hat vor dem Unbekannten, verspannt sich. Und Verspannungen führen zu mehr Schmerz.
Dieses Prinzip der Angst-Spannung-Schmerz-Spirale ist in der Geburtshilfe ein bekanntes Phänomen. Sie zu durchbrechen gelingt nicht immer und endet meist im Wunsch nach starken Schmerzmitteln oder einer PDA.
Die sogenannte sanfte Geburt
Die sogenannte sanfte Geburt, auch Hypnobirthing genannt, ist ein „neuer Trend“ bzw. eine Rückkehr zur natürlichen Geburt. Hier versetzt sich die Gebärende in eine tiefe Entspannung bzw. eine Art Selbsthypnose und nimmt dadurch die Geburtsschmerzen (fast) nicht mehr wahr.
Diese Frauen gehen mit einer positiven Einstellung in Bezug auf den Schmerz in die Geburt. Dies allein ist meiner Meinung nach schon das halbe Ticket.
Meine Erfahrung hat gezeigt, dass Frauen, die diese Methode in der Frühschwangerschaft zu trainieren beginnen, deutlich besser mit ihren Wehen umgehen und meist natürlich und ohne Schmerzmittel gebären können.
Wichtig ist mir, dass eine Frau selber entscheiden kann und soll, wie sie gebären will und welche Schmerzmittel sie wann haben möchte.
Oft erlebe ich, dass Männer nach einer PDA fragen, weil es ihnen sehr schwerfällt, ihre Liebste leiden zu sehen.
Ja, eine Geburt ist ein schmerzhaftes Ereignis! Aber wir Frauen sind dafür gemacht, diesen Prozess durchzustehen. Dank der modernen Medizin kann das auch fast schmerzfrei geschehen.
Kaiserschnitt versus Geburtsschmerzen
Immer wieder entscheiden sich Schwangere aus Angst vor den möglichen Geburtsschmerzen für einen Kaiserschnitt. Trugschluss!
Denn ein Kaiserschnitt ist eine Operation. Die Schmerzen folgen unmittelbar nach dem Ereignis und sind oft mehrere Wochen nach der Geburt noch spürbar.
Solange es Mutter und Kind gut geht, lohnt es sich meiner Meinung nach immer, eine natürliche Geburt anzustreben. Wenn die Schmerzen zu groß werden, kann jederzeit auf Schmerzmittel zurückgegriffen werden.
Nach einer Spontangeburt erholt man sich schneller und hat nicht mehrere Wochen lang Schmerzen.
Das Schöne am Geburtsschmerz ist, dass sein Ende absehbar ist. In den allermeisten Fällen wird man mit einer der größten Freuden des Lebens belohnt: Einem Kind.
Viele Frauen vergessen zudem vor lauter Freude über das Baby ihre Schmerzen sehr schnell und erleben nicht selten nach wenigen Monaten oder Jahren dasselbe ein weiteres Mal.
Zusammenfassend: Faktoren, die das Empfinden der Geburtsschmerzen beeinflussen
- „ausgeruht“ und vorbereitet bzw. gut informiert über den Geburtsverlauf
- eine positive Einstellung Schmerzen und der Geburt gegenüber
- fühlt sich sicher, informiert und vertraut den sie begleitenden Personen
Eure Dayo (Hebamme)
Beitragsfoto: PixieMe / shutterstock
Schreibe einen Kommentar
Kommentare lesen