Erfahrungsbericht einer Leserin zu Thema Gewalt unter der Geburt

Gewalt unter der Geburt - Hektik im Krankenhaus

Diesen sehr berührenden Bericht über „Gewalt unter der Geburt“ haben wir von unserer Leserin Dekame erhalten. Weder wollen wir werdenden Müttern mit der Veröffentlichung Angst machen, noch ist das, was Dekame schreibt der Alltag. Und das ist auch gut so!

Wir wollen mit diesem, wie den anderen Berichten, alle Verantwortlichen sowie Beschäftigten im Umfeld der Geburtshilfe für einen wertschätzenden Umgang mit Gebärenden, sowie die Verantwortlichen und die Politik um mehr Unterstützung bei deren Arbeit sensibilisieren. Und nicht zuletzt den betroffenen Frauen eine STIMME geben. Doch lest selbst:


Die Geburt meiner Maus war sehr unschön und ich weine noch sehr oft, wenn ich daran denke .

Kontrollgang zum Frauenarzt

Es fing an, dass ich zu den regelmäßigen Kontrollen zum Frauenarzt ging. Alles war supi bis ich nach einem CTG den Arzt verließ und im Treppenhaus ausrutschte und die Treppe herunterstürzte. Ich hatte schmerzen. Ich schrie. Keiner hörte mich.

Ich schleppte mich wieder hoch zum Arzt und schilderte was gerade passierte. Ich weinte und sollte mich ins Wartezimmer setzen. Nach ca. 30 Minuten warten, ging ich wieder nach vorne und sagte ich habe schreckliche Schmerzen im Bauch. Ob mir bitte jemand einen Krankenwagen rufen könnte. „Nein!“ lautete die knappe Antwort.

Der Arzt kommt gleich. Er kam auch schon um die Ecke und bat mich ins Untersuchungszimmer. Eine Ultraschalluntersuchung wurde durchgeführt.

Meine kleine Maus war im Stress. Was genau konnte oder wollte er mir nicht sagen. Er sagte, sie sei zu klein und wurde wohl nicht genug versorgt. Ich war zuvor nur zum CTG da.

Wie ins Krankenhaus kommen

Er sagte ich soll ins Krankenhaus, er macht mir jetzt eine Überweisung fertig. Aber wie soll ich da hin kommen? Ich kann so kein Auto fahren! Ich hatte Schmerzen!

Das müsste ich jetzt selber klären, war seine Antwort. Na toll. Ich rief meinen Mann an  (führerscheinlos) er solle jemanden anrufen, der mich JETZT abholt und ins Krankenhaus fährt.

Dies geschah auch sehr schnell. Angekommen im Krankenhaus hieß es Formulare ausfüllen. Ich wurde auf ein Zimmer gebracht und ein Arzt sollte gleich kommen.

Mein Mann packte meine Kleidung etc. in den Schrank. Eine Schwester kam und war verdutzt, was ich hier mache. Sie sagte, ich soll draußen warten. Hä, warum denn das? Der Arzt kam und fragte mich, warum ich draußen stehe.

Ab in den Kreißaal

Ich wurde in den Kreißaal geschoben. CTG.  1 1/2 tage lag ich am CTG. Tag und Nacht. In einem kleinem Raum der aussah wie eine Abstellkammer.

Ich musste mehrmals den Raum verlassen, weil andere Schwangere auch ans Gerät mussten. So stand ich öfter stundenlang im Flur. Total übermüdet. Ich konnte nicht schlafen.

Es war irgendwann morgens. Ich hatte 2 Tage schon nix gegessen …  Man brachte mir einfach nichts. Mein Mann war inzwischen zu Hause und musste sich um die anderen zwei Kinder kümmern.

Irgendwann kam ein Arzt herein und sagte, wir machen jetzt in 15 Minuten den Kaiserschnitt. – Bitte was?! Warum? Nein!

Ich rief meinen Mann an der sofort zu mir ins Krankenhaus eilte. Meiner Kleinen gehts gar nicht gut. Sie bewegt sich nicht mehr und ihr Herz ist sehr schwach.

Ich zittere und weinte. Ich will nicht, dass sie stirbt. Mir ging so viel durch den Kopf. Ich zittere so stark, dass ich nicht reden konnte.

Gewalt unter der Geburt

Ich hyperventilierte. Zwei Schwestern brachten mich in den OP-Saal. Was passiert jetzt? Was muss ich machen? Lebt sie noch? Was wenn nicht?

PDA musste gemacht werden, sie versuchten in meinen Rücken zu stechen. Ganze 12 mal. Es gelang ihnen nicht. Ich zitterte zu sehr.

Ich wurde angeschrien, ich solle gefälligst still halten! Wie? Ich hatte Angst! Keiner sagte mir was jetzt passiert. Ich kotzte nun auch noch alles voll.

Entschuldigte mich und weinte. Ich wurde in einen anderen OP-Saal gebracht. Ich musste laufen.

Es ging nicht, weil ich so stark zitterte. Ich brach zusammen. Im anderen Saal angekommen. PDA versuch Nr. 13. Es klappte. Aber auch nur, weil vier Schwestern mich so stark festhielten, dass ich auch aufhörte zu zittern.

Ich wurde an einen Tropf gelegt, was mich etwas beruhigen sollte. Ich war total benebelt.

Die PDA wollte nicht wirken

Ich wurde wieder klar im Kopf als sie sagten ’so, es geht jetzt los ‚ … Aber ich fühlte doch noch alles! Stopp!

Der Arzt glaubte mir nicht und piekste mir in den Bauch und fragte, ob ich es spürte. Ja verdammt! Es tat höllisch weh! Es wurde etwas gewartet.

Bis dann die Betäubung wirkte. Sie schnitten mich auf und drückten auf meinen Brustkorb. Warum so fest?! Ich keuchte, da ich keine Luft bekam.

Ich war weg. Ohnmächtig und bekam nix mehr mit. Als ich aufwachte, hörte ich meine kleine Maus weinen und schreien.

Ich weinte mit. Sie lebt! Sie ist da! Eine Schwester hielt sie mir ins Gesicht. Gibt sie mir! Nein! Sie wurde weggebracht auf die Säuglingsstation.

Ich wurde zusammengeflickt und in ein Zimmer geschoben in dem ich sofort unter Schmerzen einschlief oder wieder ohnmächtig wurde? Ich weiß es nicht.

Am nächsten Morgen

Am nächsten Morgen bin ich wieder wach geworden. Ich hatte Schmerzen und musste zugleich? Pippi machen.

Ich rief die Schwester. Die zeigte mir, wie ich am besten aufstehen sollte. Ich ging aufs Klo. Die Schwester war wieder weg. Na toll. Ich kann nicht drücken. Ich kann nicht!

Aber ich muss doch. Ich drückte auf den Notfallknopf und rief die Schwester, ich kam nicht mehr vom Klo. Es war mir so peinlich.

Die Schwester kam und schnauzte mich an, dass dies nur ein Notfallknopf ist. Na, wenn das kein Notfall ist, was dann?

Gerade solch ein Verhalten hat mich immer wieder „verletzt“ und habe es für mich in diesen Momenten als Gewalt unter der Geburt erlebt. Nichtzuletzt weil ich in diesen Tagen bestimmt emotionaler war als sonst. Doch geht es nicht allen jungen Müttern so?

Ich fragte, wann ich meine Tochter sehen könnte. Ja später. Sie werden dann hochgebracht auf die Säuglingsstation.

2 Stunden passierte nix. Ich fragte mehrmals nach. Drehte mich unter Schmerzen vom Bett und ging langsam, Schritt für Schritt alleine vom ersten in den zweiten Stock.

Ich wollte einen Fahrstuhl nehmen, doch diese waren gerade besetzt von den Essenwägen. So nahm ich die Treppe. 30 Minuten brauchte ich. Aber ich hab es geschafft. ALLEINE.

Ich wollte ja schließlich meine Tochter sehen. Oben angekommen, sah ich sie nicht, aber ich wusste, wo sie lag. Ich konnte sie an ihrer Stimme erkennen. Mein Wunder! Mein kleines Mäuschen. Sie ist so wunderschön …

Ich wünsche allen werdenden Müttern und Vätern „sensiblere“ bzw. entspanntere Betreuer bei ihrer Geburt, damit sie nicht diese Gewalt unter der Geburt erleben müssen, wie ich.

Lest hierzu doch noch unseren Beitrag „Gibt es die perfekte Geburt„, Hinweis der Redaktion.

Eure Dekame Otto (Babytalk-Leserin)

Mit unserem Weltrekord für Hebammen wollen wir Mithelfen die „Umstände“  bei Geburten von wirtschaftlichen Aspekten zu befreien, damit Frauen solche Erfahrungen von Gewalt unter der Geburt erspart bleiben, Hinweis der Redaktion.

Beitragsfoto: Tyler Olson / shutterstock
Pinterest: Tyler Olson & Steve Lovegrove / shutterstock

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