Die Plazenta oder auch Mutterkuchen genannt, beginnt sich nach der Nidation bzw. der Einnistung der befruchteten Eizelle in der Gebärmutterschleimhaut zu entwickeln.
Plazentaaufbau und Aussehen
Für die Versorgung des Embryos mit Nährstoffen für dessen Zellwachstum, wachsen Chorionzotten auf der äußeren Eihaut des Embryos. Sie stellen die erste Verbindung zwischen der Mutter und Embryo dar. Später bilden sie mit ihrem dichten und weitverzweigten Netz von Blutgefäßen die Plazenta.
Sie besteht aus dunkelrotem, schwammigem Gewebe mit baumartig verzweigten kleinen und großen Blutgefäßen. In dem Raum zwischen der mütterlichen und kindlichen Seite befinden sich viele Zotten mit Verästelungen, an deren Oberfläche der Austausch zwischen mütterlichem und kindlichem Blut stattfindet.
Der Mutterkuchen wächst mit dem heranwachsen des Fetus und hat bis zur Geburt die Form einer ca. 2-4 cm dicken und im Durchmesser ca. 20 cm großen Scheibe und wiegt durchschnittlich 500 Gramm.
Sie bildet während der Schwangerschaft ein extrem leistungsfähiges Organ und übernimmt die Aufgaben der Lunge, Niere, Leber und Darm etc. des Fetus. Mit deren zunehmenden Leistungsfähigkeit überlässt sie den Organen des Fetus immer mehr Aufgaben, bleibt aber für diesen bis zur Geburt ein lebensnotwendiges Organ.
Eine gesunde Plazenta sieht ein wenig wie eine frische Leber aus. Dies ist jedoch nicht immer der Fall. Der Mutterkuchen kann löchrig sein und Verkalkungen aufweisen. Diese Fälle sind jedoch ungefährlich für das ungeborene Baby.
Funktionen und Aufgaben der Plazenta
Die Plazenta übernimmt während der Schwangerschaft die Versorgung des Fetus mit Sauerstoff, Nährstoffen und Hormonen (Östrogen und Progesteron), die die Schwangerschaft aufrechterhalten. Dies sind Stoffe, die der Fetus für den Aufbau seines Körpers und für seine Energieversorgung braucht.
Hierbei handelt es sich vor allem um Glukose, Proteine, Fette, Aminosäuren, Elektrolyte und Vitamine. Diese Stoffe werden über die Plazenta vom mütterlichen in den Blutkreislauf des Kindes übergeben.
Gleichzeitig schützt die Plazenta den Fetus vor Bakterien, Viren und andere schädliche Stoffe und indem es ihn mit selbsterstellten Immunstoffen zur Infektionsabwehr versorgt. Unteranderem durch diese Immunglobuline und weitere Antikörper ist das Baby im ersten Lebensjahr gegen viele Infektionserkrankungen geschützt, was auch als Nestschutz bezeichnet wird.
Da das heranwachsende Baby selbst noch keine Darm- und Lungenfunktion sowie keine soweit entwickelte Nierenfunktion besitzt, übernimmt die Plazenta die Aufgabe der Entsorgung von Abfallprodukten, die der Kreislauf des Fetus hervorbringt Dabei handelt es sich um Kohlendioxid, Harnstoff, Harnsäure, Milchsäure und Wasser.
Über die Plazenta können allerdings auch Medikamente und Gifte, wie Alkohol und Nikotin in den Blutkreislauf des Fetus gelangen. Aus diesem Grund sollte sich jede Schwangere sehr gesundheitsbewusst ernähren, bestimmte Medikamente und schädliche Stoffe vermeiden, sowie sich vor umweltbedingten Risiken schützen.
Die Nabelschnur
Die Nabelschnur beginnt in der Regel ab der 7. Woche der Schwangerschaft mittig aus der Plazenta hervor zu wachsen. Mit der Größe des Fetus wächst auch die Nabelschnur mit, wobei die Bewegungen des Fetus das Wachstum zusätzlich anregen. Damit passt sich die Nabelschnur immer der Größe und dem Bewegungsdrang des heranwachsenden Babys an.
Die Nabelschnur ist von einem geleeartigen Bindegewebe umgeben, welches die enthaltenden Blutgefäße vor einem Abknicken schützt, was sie zudem besonders elastisch macht und das Überleben des Fetus sichert. Ihre Spiralform verdankt die Nabelschnur den beiden Nabelarterien, die sich spiralförmig um die Nabelvene windet.
Austauschfunktion
Über die beiden Nabelschnurarterien des Fetus gelangt dessen sauerstoffarmes und mit Stoffwechsel-Abbaustoffen belastete Blut in die Plazenta. Die Auffrischung des sauerstoffarmen Blutes erfolgt, in dem dieses langsam auf der kindlichen Seite an der Stoffwechselmembran (Plazentaschranke) zwischen den Zotten hindurchsickert.
Der mütterliche (Blut-) Kreislauf steuert diesen Austauschprozess und hält ihn zusammen mit dem „eigenen Pulsschlag“ der Zotten sowie das regelmäßige Zusammenziehen der Gebärmutter am Laufen.
Frisches und mit viel Sauerstoff und Nährstoffen beladenes Blut der Mutter rinnt durch die Zotten der Membran von der mütterlichen zur kindlichen Seite.
Da die Membran in der Plazenta für Blutkörperchen zu dicht ist, bleibt der Blutkreislauf der Mutter von dem des Fetus getrennt.
Ort der Plazenta in der Gebärmutter
Der Platz, an dem sich die Plazenta niederlässt, hängt vor allem von dem Ort der Einnistung ab. In der Regel wächst sie an der oberen Hälfte der Gebärmutter an. Nichts destotrotz kann es auch vorkommen, dass sie an der Vorder- oder Hinterwand der Gebärmutter festwächst, was in den allermeisten Fällen aber keine Probleme nach sich zieht.
Wenn sich die Plazenta an der Vorderwand niedergelassen hat, kann es vorkommen, dass die Herztöne des Babys nicht so gut zu hören sind. Dagegen ist bei einer Hinterwandplazenta die Entnahme von Plazentagewebe problematischer.
In wenigen Fällen kommt es vor, dass die Plazenta teilweise oder vollständig den Muttermund verdeckt, was bei der anstehenden Geburt zu Komplikationen führen kann. In der Regel wird dies schon frühzeitig im Ultraschall entdeckt.
Plazentainsuffizienz
Jede Störung der vielfältigen Aufgaben der Plazenta gefährdet die gesunde Entwicklung des Babys. Dies zeigt sich bei einer Ultraschalluntersuchung häufig durch eine Wachstumsstörung oder -verzögerung beim Fetus. Durch weitergehende Ultraschalluntersuchungen werden die Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten ermittelt. In den meisten Fällen ist sowohl eine Stressreduzierung als auch körperliche Schonung erfolgreich, die Plazenta wieder ausreichend mit Blut versorgt.
Die Nachgeburt
Im Anschluss auf die Geburt erfolgt die sogenannte Nachgeburt, in der die Plazenta „geboren“ wird.
Um die Plazenta von der Gebärmutter zu lösen, werden von ihr Gewebehormone bzw. Prostaglandine ausgeschüttet, die die sogenannten Nachwehen fördern. Das Anlegen des Neugeborene nach der Geburt verstärkt die Nachwehen, wenn nicht wird der Mutter das wehenfördernde Hormon Oxytocin verabreicht.
Die Nachwehen, die normalerweise zwischen. 10 und 30 Minuten dauern, sind zwar schmerzhaft, aber lange nicht mehr so schlimm wie die Geburtswehen.
Kontraktionen der Gebärmutter verkleinern die Oberfläche an der die Plazenta an der Gebärmutter sitzt und führt dazu, dass sie sich abzulösen beginnt. Sie wird dann mit ungefähr 300 ml Blut ausgeschieden. Die starken Kontraktionen der Gebärmutter fördern zudem die Stillung der Blutung, indem sie die Gefäße abklemmen. Freigesetzte Gerinnungsfaktoren tragen zusätzlich zur Blutungsstillung bei.
Erst nach der Geburt des Mutterkuchens ist die eigentliche Geburt abgeschlossen.
Vorzeitige Plazentaablösung und deren Ursachen
Eine vorzeitige Plazentalösung kann je nach Ausmaß der Ablösung eine akut lebensbedrohliche Situation darstellen. In sehr wenigen Fällen wird notfalls eine Geburt eingeleitet oder ein Kaiserschnitt vorgenommen. Glücklicherweise ist dies ein sehr seltenes, aber leider auch sehr tragisches Ereignis. Denn häufig kann das Leben des Kindes nicht gerettet werden kann.
Ein vorzeitige Plazentalösung hat häufig folgende Ursachen:
- hohes Alter der Schwangeren
- zu starker Zug an der Plazenta durch eine zu kurze Nabelschnur oder eine Nabelschnurumschlingung
- plötzlich auftretende Druckveränderungen innerhalb der Gebärmutter (z.B. nach einem Blasensprung)
- Mangelhafte Versorgung der Plazenta mit Sauerstoff
- Gefäßveränderungen, die zu einer verminderten Haftung führen (
- körperliches oder psychisches Trauma (z.B. Sturz auf den Bauch, Unfall, Todesfälle)
- Bluthochdruck
- Blutgerinnungsstörung
- zu viel Fruchtwasser
- Tabak- und Kokainkonsum
- Gefäßerkrankungen der Schwangeren
- Infektion des den Fetus umgebenes Gewebe
Nachgeburtsprüfung
Die Nachgeburt wird sehr sorgfältig Form, Gewicht und das Aussehen (Plazenta, Häute der Fruchtblase, Nabelschnur) untersucht, um ausschließen zu können, dass Teile der Plazenta in der Gebärmutter verblieben sind.
Falls Reste der Plazenta noch in der Gebärmutter verblieben sind (sog. Placenta accreta), wird der Arzt eine Ausschabung vornehmen, die in einer Kurznarkose durchgeführt wird, da diese Reste sonst zu gefährlichen Blutungen, Wucherungen und Infektionen führen können. die teilweise erst Tage nach der Geburt auftreten, aber für die Mutter lebensbedrohlich sein können.
Zudem wird der Mutterkuchen auf Verkalkungen untersucht, die auf eine verminderte Funktion der Plazenta hinweisen können, was häufig bei Raucherinnen der Fall ist.
Euer Babytalk-Team
Beitragsfoto: Jean-Patrick Godbout / Getty Images
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