Wenn Babys brüllen, weil sie der fremde bärtige Mann da im Wohnzimmer erschreckt und Mama sich doch solche Mühe mit der Party zu Nikolaus plus extra engagiertem Weihnachtsmann gegeben hat, dann passt da irgendwas nicht zusammen. Bei wem läuten jetzt die Alarmglocken?
So wenig wie Einjährige ein großes Geschenk und eine Mega-Party zum ersten Geburtstag brauchen, so wenig erfassen sie den Sinn von Ostern und Nikolaus.
Lasst Euch doch alle etwas mehr Zeit, liebe Eltern, denn solange Eure Kinder nichts von den Schokoeiern und den in silbernes Papier verpackten Zuckermännern wissen, solange habt ihr auch Ruhe.
Erst nachdem das Kind auf den Geschmack gekommen ist, wird es schwierig. Das ist auch nicht gemein und euren Kindern wird nicht etwa Lebensnotwendiges vorenthalten. Das sind alles nur Vorstellungen, die uns Handel und Werbung gerne vormachen würden.
Manchmal fällt es schwer, noch ein Jahr abzuwarten, denn wer möchte seinem Kind nicht all das schöne unserer Traditionen zeigen?
Ein tolles Weihnachtsfest feiern mit festlich geschmücktem Christbaum, glitzernder Weihnachtsdekoration und flackerndem Kerzenlicht?
Das ist so verständlich und doch kriegt ein einjähriges Kind gar nichts und ein zweijähriges Kind wenig von all dem mit.
Stimmung und Atmosphäre
Ganz sicher aber bekommen auch kleine Kinder die besondere und festliche Stimmung mit, in der wir uns an Festen wie Weihnachten und in der Adventszeit befinden.
Deshalb kann zwar getrost auf schädliches Zuckerzeug wie Schokoladennikoläuse und Osterhasen verzichtet werden. Das muss aber nicht heißen, dass die Kinder nicht artgerecht und bindungsorientiert in die Feste der Familie mit einbezogen werden können.
Wie schön ist es doch mit einem kleinen Kind auf dem Schoß weihnachtliche Lieder zu singen, vielleicht zuzuhören wie ein Familienmitglied auf einem Instrument etwas vorspielt.
Der Duft des Kerzenwachs und der Tannennadeln haben so eine beruhigende Wirkung auf sie wie auf uns. Unsere Stimmung, Musik, Harmonie in der Familie, Kerzenlicht und der Duft selbst gebackener Weihnachtskekse – das sind alles Elemente, die beruhigen und in der Erinnerung des Kindes verankert bleiben.
Als das, was Familie aus macht. So ein vertrauenerweckendes Grundgefühl kann einem im späteren Leben keiner mehr nehmen.
Auch wenn sich Kinder schon mit sieben Jahren immer weniger an die erste Zeit von null bis drei Jahren erinnern können, hier gibt es definitiv viel, was sie mitnehmen können.
Das festliche und besondere der Weihnachtszeit geben wir ihnen schon ganz früh weiter – und zwar altersgerecht. Dazu brauchen wir keinen Süßkram und keine Massen an neuem Spielzeug unterm Baum.
Wenn Großeltern und Verwandte das nicht verstehen, können die Geschenke ja auch von den Eltern aufgehoben werden.
Ich habe es gehasst, wenn irgendjemand aus dem Verwandtenkreis versucht hat, meinen Kindern unter drei Jahren Süßigkeiten zu füttern.
Das habe ich auch jeden wissen lassen. Manchmal hilft es nichts und man muss zum Wohle des Kindes ein Machtwort sprechen. Einfach verschwinden lassen geht eben nicht immer.
Aber die meisten Menschen verstehen die dahinter stehende Haltung wohl – vor allem wenn man dazu sagt, singen sie meinem Baby doch lieber ein weihnachtliches Wiegenlied anstatt es mit Zucker zu füttern.
Aber das Geschwisterchen
Natürlich ist es bei weitem schwieriger, wenn schon Geschwisterkinder im Haus sind, die sich sehnsüchtig auf ihren Nikolausstiefel freuen.
Im ersten Jahr kriegt das Baby auch hier nichts mit. Aber mit zwei oder drei Jahren passt es sehr genau auf, was die Großen sagen, spielen und bekommen.
Natürlich lässt es der große Bruder kosten, wie könnte er seinem kleinen Schwesterchen auch diesen Leckerbissen vorenthalten.
Auch hier kann viel erklärt und gemeinsam über gesunde Alternativen nachgedacht werden. Wenn viel gesundes dabei ist, fällt ein kleiner Schoko-Weihnachtsmann auch nicht so sehr ins Gewicht, oder? Es ist wie bei so vielem eine Frage des rechten Maßes.
Tradition statt Konsum
Viel wichtiger als ständiger Konsum ist doch gerade bei den Festen des Jahreskreises das Zusammensein mit der Familie. Wieso nicht gemeinsam Lebkuchenmänner backen? Das Baby kann kosten und hat das Gefühl bei allem mit dabei zu sein.
Ein weiterer schöner Brauch sind auch Weihnachtswichtel. Jeden Tag im Advent versteckt sich der Wichtel woanders im Haus. Damit er nicht verschwindet, stellt man dem kleinen Mann (eine Puppe aus Filz oder Wolle) einen Schluck Milch und einen Keks vor dem Zubettgehen in die Küche.
Welche Freude, wenn der Wichtel von den Keksen am nächsten Morgen nur noch ein paar Krümel übrig gelassen hat.
Am Vorabend des Nikolaustages gibt es ebenfalls den Brauch, dem Nikolaus und seinem Reittier eine Brotzeit, Kekse, einen Apfel und etwas Heu vor die Tür zu stellen.
Auch das Schuhe bzw. Stiefel hinausstellen ist eine beliebte Tradition zu Nikolaus. Es geht also nicht um die Bräuche und Tradition, sondern darum sie gezielt auszuwählen. Mit den Kindern zu leben und zu gestalten und sie altersgerecht umzusetzen.
Eure Verena (Babytalk – Autorin)
Beitragsfoto: Romrodphoto / shutterstock Foto2: Yulai Studio / shutterstock
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