Beim Langzeitstillen scheiden sich die Geister

Langzeitstillen Baby wird an der Brust der Mutter gestillt

Heute haben wir ein sehr brisantes Thema für Euch. Denn beim Thema Langzeitstillen scheiden sich die Geister. Unsere Babytalk-Autorin Tamara hat hier ein paar Informationen sowie einen Einblick in ihre persönliche Still-Erfahrung aufgeschrieben. Ihren Blog findet ihr übrigens unter http://nestwaerme.li/.


Langzeitstillen

„Langzeitstillen“ ist nichts, das man plant, oder: planen kann. Denn zu einer Stillbeziehung gehören immer zwei und im Idealfall beendet man diese einvernehmlich. Die Weltgesundheitsorganisation kurz WHO sagt dazu:

6 Monate voll stillen ist super und dann gerne 2 Jahre oder darüber hinaus, zusätzlich zur Beikost, wobei die (Mutter)milch zumindest im ersten Jahr noch Hauptnahrungsmittel ist.

Und auch wenn wir hier durchaus genügend Alternativen zur Muttermilch haben, birgt das Langzeitstillen viele Vorteile für Mutter und Kind.

Die Muttermilch ist sehr gehaltvoll und schützt die immer mobiler werdenden Kinder vor Krankheitserregern. So sind diese auch nach der Einführung von Beikost optimal mit Nährstoffen, Vitaminen, Abwehrstoffen und Kalorien versorgt.

So steigt die Zahl der Immunglobuline mit etwa 6 Monaten stark an und dem Bedürfnis nach mehr Energie wird mit einem höheren Fettgehalt der Muttermilch Rechnung getragen.

Wissenschaftler sind sogar zu dem Schluss gekommen, dass Langzeitstillen späterem Übergewicht vorbeugt und die Möglichkeit an bestimmten Krankheiten zu erkranken, mindert. Auch für die Mutter lohnt es sich, denn je länger sie stillt, desto geringer wird ihr Risiko, an Brustkrebs zu erkranken. Nicht zuletzt liegen auch die praktischen Vorteile auf der Hand, von denen ich weiter unten berichte.

Meine Erfahrungen mit dem Langzeitstillen

Um von meinen Erfahrungen zu sprechen: ich habe meine Tochter 4,5 Jahre lang gestillt. Zuletzt vermutlich trocken. Da war ich nämlich mit meinem jetzigen Stillkind schwanger und sie nuckelte nur noch selten und sehr kurz. Da es mir, bedingt durch die Schwangerschaft, auch unangenehm wurde, bat ich sie dann jeweils auch darum, es nicht mehr zu tun, „weil es mir weh mache“.

Und so war es dann kurze Zeit später das letzte Mal. Wir sind in diese lange Stillbeziehung hineingewachsen und das war richtig spannend. Kurz vor dem 2. Geburtstag trank sie eine Zeit lang seltener an der Brust, so dass ich dachte, sie stille sich ab, danach wurde es dann aber irgendwann wieder mehr. Natürlich ass sie normal vom Tisch. Das Stillen diente nur noch bedingt der Nahrungsaufnahme.

Mama tanken

Sie wollte als Kleinkind immer dann an die Brust, wenn sie müde war, so stillte ich sie lange abends und nachts in den Schlaf und sie kam auch kurz an die Brust um „Mama zu tanken“, wenn sie sich weh tat, mit dem Bruder Streit hatte oder ähnliches.

Auch für mich waren diese Momente immer sehr schön. Ich musste mich aktiv besinnen, alles weglegen und kam so jedes Mal selber zur Ruhe. Ich genoss die Nähe zu ihr, konnte ihr über’s Haar streichen und Pause machen.

Stillen in der Öffentlichkeit

Mit der Zeit stillte ich sie eigentlich nur noch zuhause. Nur im Hallenbad wollte sie zwischendurch mal an die Brust, was ich auch zu ließ. Gestört hat das nie jemanden, wobei ich mich weder exponierte, noch mich dafür irgendwo versteckte. Für mich war es nie etwas Unnatürliches.

Obwohl es gerade mal ein Jahr her ist, dass ich sie nicht mehr stille, wäre es für mich heute nicht mehr vorstellbar. Sie ist, seit das Baby da ist, eben einfach von heute auf morgen ungeheuer groß geworden. Vorher war immer sie das Baby. Jetzt ist sie eben die Große.

Stillen in der Öffentlichkeit“ ein Beitrag von unserer Autorin Verena, Hinweis der Redaktion.

Kind entschied den Moment des Abstillens

Ich bereue es kein bisschen, so lange gestillt zu haben. Ich trug auch trotzdem irgendwann wieder normale BHs. Und ich band keinem auf die Nase, dass wir noch stillen, war aber immer ehrlich, wenn ich gefragt wurde. Niemand störte sich daran. Und das Schönste: ich konnte wirklich mehr oder weniger meine Tochter entscheiden lassen.

Auch wenn zum Schluss vielleicht ich der ausschlaggebende Punkt war, so „schleifte“ sich das Stillen doch schon zuvor über Monate hinweg immer mehr aus. Es gab schon lange vor dem letzten Stillen mehrere Tage in Folge, an denen sie gar nicht mehr an die Brust wollte, auch wenn ich es ihr anbot.

Mit 4 Jahren schlief sie auch schon durch und brauchte die Brust nur noch sporadisch zum Einschlafen. Kuscheln reichte ihr meistens.

Langzeitstillen – Eine wunderbare Erfahrung

Und so war es für uns eine wunderbare Erfahrung und ein Glück, so lange Stillen zu können und ich bin nun sehr gespannt, wie es mit meinem nun 6 Monate alten, noch voll gestillten Baby wird. Bestimmt wieder spannend, denn ich merke schon jetzt, dass dieses Stillkind wieder einen ganz anderen Charakter hat!

Verständlicherweise ist Langzeitstillen nicht für jede Mama etwas… manche lassen es für sich offen, andere setzen sich „Deadlines“ (und halten sie dann gar nicht ein) und für wieder andere kommt irgendwann aus verschiedenen Gründen dann doch der Punkt, abzustillen. Was denkt Ihr darüber?

Eure Tamara (Babytalk – Autorin)

Übrigens haben wir noch einen Linktipp für Euch: Auf Stillkinder.de sind viele gute Tipps zum Stillen zu finden, unter anderem auch, ob es gut für das Kind ist, schon nach dem fünften Monat abzustillen.

Beitragsfoto: sittipong kitsamran / shutterstock
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Tamara Beck
Tamara ist die Bloggerin, die den Blog Nestwärme ins Leben gerufen hat. Nestwärme will informieren und beraten – zu allen Themen einer bindungsorientierten Elternschaft (engl. Attachement Parenting): Stillen, Tragen, Familienbett – und vieles mehr.