Wenn Eltern das erste Spielzeug für ihre Kleinen kaufen, ist das eine wundervoll aufregende Sache: Es wird recherchiert, abgewogen und überlegt, was denn das Allerbeste für das Kind ist.
Gerade bei den ganz Kleinen ist es ja auch in der Tat sehr wichtig, aus welchem Material das Kinderspielzeug besteht und wie groß oder scharfkantig es ist.
Babys ertasten die Welt nun einmal zuerst mit dem Mund und der Zunge. Da möchte man schon genau wissen, was Baby sich da in den Mund steckt. Unsere allerersten Spielzeuge, wenn man das überhaupt schon so nennen kann, waren Seidenpüppchen.
Die sind besonders wertvoll, wenn die Zähne vor dem Durchbruch zu drücken beginnen. Denn Seide ist nicht nur schön anzufassen, sie hat sogar entzündungshemmende und kühlende Eigenschaften.
Auch die kleinen und als erste Geschenke sehr beliebten Schmusetücher gibt es nicht nur aus Plastikplüsch, sondern auch aus unbehandelter Bio-Baumwolle und biozertifizierter Naturwolle. Daraus gibt es übrigens auch tolle Teddys, Stoffpuppen und erste Bücher zum Be – Greifen.
Plastik versus Holz
Das billige Chinaproduktionen nicht ins Kinderzimmer gehören, ist eigentlich schon länger bekannt. Aus dem Plastik lösen sich gefährliche Weichmacher und andere Schadstoffe. Auch lackiertes Holzspielzeug ist mit Vorsicht zu genießen. Besser sich gleich für unbehandeltes Holz entscheiden oder eben genau nachfragen und nachlesen.
Wenn das möglich ist, passt häufig allerdings auch die Qualität. Es sind eher die Hersteller, die sich ohnehin durch Intransparenz auszeichnen, die Stoffe verarbeiten, die mit Vorsicht zu genießen sind. Aber auch Markenhersteller schneiden in Tests nicht immer gut ab und ganz ehrlich, wenn ich so einen Beipackzettel über die verwendeten Lacke und Kunststoffe durchlese, verstehe ich auf Anhieb nur „Bahnhof“.
Oft hört sich harmlos an, was nicht harmlos ist. Zum Glück gibt es unabhängige Testinstitute, die immer wieder Baby- und Kinderspielzeug testen.
„Dass die Bedenken der Eltern oft nicht unbegründet sind, zeigen die Untersuchungsergebnisse der vergangenen Jahre. Von 2011 bis 2015 waren insgesamt 100 Plüschtiere, Puppen, Holz- und Plastikspielsachen im Test (siehe Themenseite Spielzeug von test.de, dem Online-Auftritt von Stiftung Warentest).
Erschreckende 35 von ihnen bekamen wegen Schadstoffen oder anderen Sicherheitsmängeln das Qualitätsurteil mangelhaft. Zum Beispiel enthielten Holzspielzeuge oft gefährliche Substanzen im Lack“.
Der aktuelle Test vom 22.1. 2017 zeigt da eine Verbesserung: Bei 30 getesteten Produkten haben immerhin 23 Produkte mit gut oder sehr gut abgeschnitten. Aber wieder gab es Spielsachen, mit denen Eltern ihre Kinder nicht unbesorgt spielen lassen können. Zwei schnitten mit ausreichend und vier mit mangelhaft ab.
Holz- oder Plastikspielzeug
Eine klare Entscheidung für Holz oder Plastik kann anhand der Tests nicht getroffen werden, denn schwarze Schafe gibt es in beiden Lagern. Interessanterweise müssen dies nicht unbedingt Billigspielzeughersteller sein, wie dieses Testergebnis zeigt:
Die Kinderwagenkette Nixe von Hess Natur war aufgrund einer großen hölzernen Schwanzflosse, mit der sich das Baby im Rachen stoßen und verletzen könnte, nicht nur gefährlich. Auch wegen gesundheitsschädlicher Substanzen erhielt sie mangelhaft, ebenso der Greifling Space von Selecta.
„Die gefundenen Stoffe sind nicht akut giftig, wirken jedoch langfristig im Organismus.
Aus dem grünen Lack der Hess-Wagenkette lösen sich mehr Organozinnverbindungen als die Spielzeug-Richtlinie erlaubt. Einige dieser Verbindungen können das Immunsystem schädigen sowie die Fortpflanzungsfähigkeit oder ein Kind im Mutterleib.“ lautet das Urteil.
Bei oben genanntem Produkt von Selecta hieß es: „In der Gummischnur des Selecta-Greiflings fanden die Prüfer zu hohe Mengen nitrosierbarer Stoffe. Lutscht ein Baby an ihr, können sich die Substanzen lösen, in den Magen gelangen und stark krebserzeugende Nitrosamine bilden. Selbst in kleinsten Mengen sind diese gefährlich. Die Stoffe können vor allem bei der Herstellung von Gummi entstehen, lassen sich aber technisch vermeiden.“
Es gibt offenbar nicht nur Hersteller, die mit minderwertigem Plastik produzieren, sondern auch namhafte Hersteller mit qualitativ hochwertigen Produkten, die nicht immer den Sicherheits- und Schadstoffbestimmungen entsprechen.
Gesunder Menschenverstand
Wer etwas Neues kauft, sollte sich schon beim Kauf einfach einmal durch Anfühlen, Nachdenken und – ganz wichtig – daran Riechen schlau machen. Wenn ein neues Produkt extrem giftig oder abstoßend riecht, würde ich es schlichtweg nicht meinem Kind geben. Zudem habe ich in der Babyzeit alles erst einmal gewaschen.
Natürlich gibt es auch in unserem Kinderzimmer Plastik, meist in Form von Lego und Playmobil. Dieses Plastikspielzeug kann auch gebraucht erworben werden und es sieht dann immer noch genauso aus wie neu. Somit gehören diese Produkte auch sicher nicht zu jenen, die unnötig viel Plastikmüll verursachen – im Gegenteil, sie zeichnen sich durch ihre Langlebigkeit aus und werden oft von Generation zu Generation weitergereicht.
Dennoch empfehle ich für die ganz Kleinen schon einige tolle Greiflinge und große Autos aus unbehandeltem Holz. Wer einmal ein solches Plastikteil in die Hand nimmt und es mit einem hölzernen Äquivalent vergleicht – Hand aufs Herz, welches Gefühl überzeugt Euch?
Der haptische Eindruck ist einfach so viel wert. Ein Kind soll die Natur auch in seinem Spielzeugkorb vorfinden. Neben unbehandelten Bauklötzen können dies bald auch Kastanien, Eicheln und Stöcke aus dem Wald sein.
Steine und Tücher eignen sich ebenso zum Spielen wie Schachteln und eine Verkleidungskiste aus lustigen, alten Klamotten vom Flohmarkt. Apropos Second Hand – wisst ihr, dass die Schadstoffe mit der Zeit aus Stoffen herausgewaschen werden, wenn man sie nur oft genug wäscht. Deshalb ist Second Hand auch von diesem Aspekt her eine richtig gute Entscheidung.
Waldorf und Montessori
Ganz tolle Holzspielzeuge aus unbehandeltem Holz gibt es entsprechend der Waldorf-Pädagogik. Dazu gehören auch Puppen aus weichen, textilen Naturmaterialien, farbige Tücher und jede Menge Gegenstände aus der Natur (seht oben).
Ein Grundsatz der Anthroposophie nach Rudolf Steiner ist der vom Grad der Bearbeitung eines Spiels. Je stärker es ausgearbeitet ist, desto weniger bleibt für die Phantasie des Kindes übrig. Stelle ich einem Kind aber eine Kiste mit rohen, unbehauenen Holzklötzen hin, wachsen deren Phantasie regelecht Flügel.
Die Klötze sind nicht mehr nur Klötze, sondern werden zur Stadt, zum Flughafen, zum Bauernhof oder zu etwas ganz anderem, was mit unseren erwachsenen Spielideen oft gar nichts zu tun hat. Von Waldorf inspiriert gibt es im Handel auch Bausätze, Geburtstagskränze, Holzautos und Fahrzeuge sowie Holzbuchstaben.
Weitere schöne Holzspielsachen sind Kaufladen und Puppenhaus, Bauernhof und Arche Noah, Kugelbahnen, Spielzeug für Rollenspiele, Watschelenten und Holzeisenbahnen. Auch von der Montessori-Pädagogik inspiriertes Spielzeug ist empfehlenswert.
Hier heißt einer der Grundsätze „Hilf mir es selbst zu tun“ und dazu passen Spielsachen, die im Kleinen die Welt der großen nachahmen. Montessori bietet aber für größere Kinder ab dem Kita-Alter jede Menge tolle Lernspielsachen aus Holz.
Wer ein bisschen nachforscht findet alle möglichen Spielzeuge auch aus unbehandeltem Holz. Aber wie bereits geschrieben, spricht auch nichts gegen Plastikspielzeug, aber es muss nicht immer alles Klingbing machen, blinken und lautstark tröten. Wer weiß, was Euer Kleinkind sich für ein Spiel mit ein paar Hölzern ausdenkt, welche Freude, wenn es ein Spielzeug plötzlich mit einem anderen kombiniert und etwas ganz neues entstehen lässt – das ist Kreativität.
Für mehr Phantasie im Kinderzimmer – denn alle Kinder haben sie verdient.
Liebe Grüße Verena (Babytalk-Autorin)
Beitragsfoto: FamVeld / shutterstock Foto 2: Switlana Symonenko / shutterstock
Schreibe einen Kommentar
Kommentare lesen