Der Kreißsaal ist ein Ort, den die meisten Frauen (und ihre Partner) höchstens ein-, zwei- oder dreimal im Leben betreten. Doch wie verhält man sich in einem Kreißsaal?
Was darf man und was nicht?
Die Schwangere und ihre Begleitung sind Kunden des Dienstleisters Geburtsklinik und „Die Kundin ist Königin“ und so sollten sie auch behandelt werden. Leider fühlen sich Schwangere in vielen Kreißsälen heutzutage immer noch als eine Art „Bittsteller“. Doch so sollte es auf keinen Fall sein!
Viele Gebärende sind zum Ende der Schwangerschaft durch die ungewohnte Dosis an Hormonen häufig viel emotionaler als sonst. Mit dem Beginn der Geburt kommt neben der Vorfreude zusätzlich noch eine große Portion Unsicherheit dazu. Dies ist zum Glück der Mehrzahl aller in der Geburtshilfe arbeitenden Personen bekannt und es besteht eine große Toleranz gegenüber dem Verhalten und Äußerungen der Gebärenden.
Die Gebärende sollte sich keine Gedanken darüber machen, falls sie verbal etwas über die Stränge schlagen sollte. Es ist absolut ok, wenn sie unter der Geburt ihren Partner beschimpft oder gar vor die Tür schickt. Vor allem, wenn er eher selber hilfebedürftig ist, als das er hilfreich zur Seite steht. Entschuldigen kann sie sich immer noch, wenn das Baby da ist.
Wenn der Partner merkt, dass ihm die Geburt doch mehr zu schaffen macht, als gedacht, darf und sollte er den Kreißsaal kurz verlassen. In diesem Fall ist sogar hilfreich, wenn er ihn dann zumindest zwischendurch verlässt, um wieder zur „Ruhe“ zu kommen. Denn seine Sorgen und Ängste übertragen sich sehr schnell auf die Gebärende. Und es macht es ihr noch schwerer „Loszulassen“ und zu entspannen. Es ist absolut nicht hilfreich, wenn die werdende Mutter sich in dieser Situation mehr Gedanken über ihren Mann macht, als sich auf den Geburtsprozess einzulassen.
Es empfiehlt sich durchaus, sich vor der Geburt mal auf der Geburtsstation vorzustellen. Dies erleichtert das „Ankommen“ am Tag der Geburt und bietet die Chance, sich alle auf dem Herzen liegende Fragen beantworten zu lassen.
Was anziehen im Kreißsaal?
Alles ist erlaubt, doch vor allem sollte die werdende Mutter die Kleidung leicht ablegen und im Verlauf der Geburt anpassen können. Ein schönes langes Nachthemd mit Knopfleiste ist da z.B. sehr praktisch.
Da sie während der Geburt häufig über einen längeren Zeitraum leichtbekleidet ist und sich immer wieder intimen Untersuchungen aussetzen muss, ist es wichtig, dass sie sich zumindest in ihrer „Kleidung“ wohl und selbstbewusst fühlt.
Schöne große Tücher sind auch sehr sinnvoll, da sie einerseits bei Bedarf wärmen und auch die Blöße bedecken können.
Wie spricht man das Klinikpersonal an?
Das ist vor allem abhängig von dem Gebaren bzw. der Etikette des jeweiligen Kreißsaals und dem dort tätigen Personal. Unabhängig davon, liegt es auch an den werdenden Eltern. Es spricht aber auch absolut nichts dagegen, wenn diese abwarten. Und wenn sie sich sympathisch werden, können sie ihnen gerne das „Du“ anbieten. Vielen Gebärenden fällt dies vor allem bei Jüngeren und Gleichaltrigen leichter.
Was tun, wenn man Durst oder Hunger bekommt?
In den allermeisten Kreißsälen ist es heutzutage keine Frage mehr, wenn die Schwangere im Verlauf des Geburtsprozesses etwas Trinken oder eine leichte Mahlzeit zu sich nehmen will. Früher hatte man Bedenken, dass es der Schwangeren die notwendige Kraft rauben könnte. Oder das sie bei einem notwendigen Kaiserschnitt unter der Narkose an ihrem Erbrochenen ersticken könnte. Dies konnte aber mittlerweile durch Studien widerlegt werden.
Begleitung durch eine Doula im Kreißsaal
Glücklicherweise lassen sich immer mehr Kreißsäle darauf ein, dass die Schwangere bzw. die werdenden Eltern sich während der Geburt durch eine ausgebildete Doula betreuen lassen. Diese durchgehende Betreuung ist vor allem heutzutage nur noch bei einer von der Schwangeren „gebuchten“ Beleghebamme gewährleistet. Allerdings haben nicht alle Geburtskliniken Verträge mit Beleghebammen.
Geburtsplan erstellen
Wir empfehlen euch werdenden Eltern auf jeden Fall einen Geburtsplan zu erstellen, indem ihr genau festhaltet, wie ihr euch eure Geburt vorstellt. Wie ihr zum Beispiel einer Einleitung oder der Verabreichung einer PDA gegenübersteht etc. und diesen mit der zuständigen Hebamme besprecht. Da eine Geburt nicht selten über einen Schichtwechsel hinausgeht, ist es sinnvoll diesen Geburtsplan im Kreißsaal abzugeben.
Es ist eure Geburt, die es kein zweites Mal gibt.
Wenn ihr euch eine eins zu eins – Betreuung wünscht und keine Beleghebamme gefunden habt, überlegt euch, ob ihr nicht vielleicht eine Doula zur Unterstützung während der Geburt buchen möchtet. Nähere Informationen über die Arbeit einer Doula findet ihr in dem entsprechenden Beitrag „Die Doula – helfende Elfe unter der Geburt„.
Euer Babytalk-Team
Beitragsfoto: Comstock / Photo Images Foto2: Kzenon / canva
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