Es gibt viele unzählige Berichte und Erfahrungen über die Ursachen, warum es mit dem Kinderwunsch nicht klappt. Ich möchte aufgrund meiner Erfahrung in der Arbeit mit Kinderwunscheltern tiefer auf die bekanntesten Einflüsse eingehen.
Wünsche ich mir oder brauche ich ein Kind?
Bei vielen meiner Klientinnen mit einem Kinderwunsch stellt sich häufig heraus, dass sie zwar denken, dass sie sich ein Kind wünschen, um diesem all ihre Liebe zu schenken.
Doch bei näherer Betrachtung zeigt sich, dass sie sich gerade gar nicht in der „Lage“ sehen Liebe zu schenken, sondern selbst bedürftig nach Liebe und Nähe sind. Die sie sich nicht zuletzt unbewusst durch die Zeit mit ihrem Kind erhoffen.
In diesen Fällen braucht die Frau ihr Kind mehr als dass es sich eines wünscht.
Der darauffolgende Prozess macht ihnen dann meistens sehr schnell bewusst, wie sie unbedacht auf die Wünsche und Bedürfnisse all der anderen eingehen und ihre wie selbstverständlich hintenanstellen.
In vielen Fällen stellt sich dabei heraus, dass alte unbewusste Schuldgefühle der Grund sind. Da diese Schuldgefühle fast ausnahmslos ihren Ursprung in ihrer eigenen Schwangerschaft, Geburt oder ihren ersten Lebensjahren hatten, stellen sie sich sehr schnell als unberechtigt heraus.
Kinder als Mittel um sich ganz zu fühlen bzw. das Loch in einem zu füllen
Eine nicht erfüllende Partnerschaft ist wie eine nicht heilen wollende Wunde. Sie hinterlässt einen leeren Raum im Herzen des Liebenden. Es fühlt sich für den Liebenden so an, als ob etwas fehlen würde, um sich ganz, vollständig und somit liebenswert zu fühlen.
Diese „Leere im Herzen“ führt auch häufig zu einem Kinderwunsch, um die Leere durch die Nähe und Liebe zum Baby zu füllen. Was wie oben bedeutet, dass ein Kind mehr gebraucht als gewünscht wird.
Kinderwunsch als Klebstoff einer Partnerschaft
In meiner Arbeit als Paarberater mache ich immer wieder die Erfahrung, dass Paare zwar große Schwierigkeiten haben, sich aber unbedingt ein Kind wünschen.
In tiefergehender Betrachtung stellt sich meist heraus, dass der Zeitpunkt des Kinderwunsches aufkam, als das Feuer der Beziehung erlosch.
Manchmal ist der Hausbau der erste Versuch wieder „Leben in die Beziehung zu bringen“. Manchmal der zweite nach der Erfüllung eines Kinderwunsches.
Wenn Paare dann beginnen die Enttäuschungen ihrer Beziehung aufzuarbeiten und sich (wieder) trauen für ihre Bedürfnisse einzustehen, entspannt sich der Kinderwunsch und ein Kind fühlt sich willkommen und macht sich auf den Weg.
Manchmal kommen verzweifelte Paare zu mir, bei denen sich der Kinderwunsch bereits zu einer Art „Wahn“ geworden ist. Sie haben sich so sehr ihrem Wunsch nach einem Kind verschrieben, dass sie alle anderen Bedürfnisse diesem Wunsch untergeordnet haben.
Doch wenn es dann mit der Schwangerschaft nicht gleich klappt, gleicht die Vorfreude auf das zukünftige Kind die zurückgestellten Bedürfnisse nicht mehr aus. Die abnehmende Vorfreude und das gleichzeitig zunehmende Gefühl, dass einem etwas fehlt, blockiert den Kinderwunsch.
Auch wenn es nicht immer nachzuvollziehen ist, warum und wann ein Kind geboren wird, achtet ein Teil, wie in der „Natur“, darauf, ob es gerade passt. Unterdrückte Bedürfnisse, Anspannung und Beziehungsstress gehören, allerdings selten dazu.
Kinderwunsch zur Erfüllung der Rolle als Eltern-/Mutter
Auch wenn man es in dieser scheinbar so aufgeklärten Welt kaum glauben kann, fühlen sich viele Frauen zumindest unbewusst, ohne Kind, nicht als „vollständige/richtige“ Frau. Doch auch die Natur des weiblichen Körpers hat mit ihrem inneren Fortpflanzungstrieb und den dazugehörigen Hormonen, einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf die Psyche einer Frau. Dazu kommen die, durch die Sozialisation immer wieder vermittelten Überzeugungen, dass es die Aufgabe einer Frau ist, Kinder zu gebären.
Doch da dieser vermeintliche Kinderwunsch den eigenen Bedürfnissen diametral gegenüberstehen, „blockieren“ die eigentlichen Wünsche dem des Kinderwunsches.
Fazit „oder“ der Einfluss des Entspanntseins auf den Kinderwunsch
Alle obenstehenden Aspekte wirken sich negativ auf den Entspannungszustand von Mann und Frau und damit auf den Kinderwunsch aus.
Spannungen in der Beziehung, auf der Arbeit, in der Familie und in einem selbst, fördern die Ausschüttung von Adrenalin und Cortisol. Diese beiden Stresshormone werden vom Körper produziert, um uns vor Gefahren zu schützen. Sie stärken uns für einen Kampf sowie für die Flucht.
Beide hemmen allerdings die Produktion der schwangerschaftsfördernden Sexualhormone Östrogen und Testosteron und verringern somit auch die Erfolgschancen einer künstliche Befruchtung.
Regelmäßiger Sport, die Entschleunigung des Alltags und die Klärung von Beziehungsstress wirken sich dagegen positiv auf den Abbau von Adrenalin und Cortisol sowie die Produktion von Östrogen aus. Immer wieder wird mir von Paaren erzählt, dass sie nach erfolglosen Versuchen ein Kind zu zeugen eines adoptiert haben und kurz danach noch ein eigenes Kind bekamen. Was vermutlich häufig mit dem Nachlassen des Kinderwunsch-Stresses zusammenhängt.
Euer Deva (Kinderwunsch- & Paartherapeut)
Beitragsfoto: Dmitry Melnikov / shutterstock
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