Hypnobirthing ist eine sogenannte „sanfte“ Geburt. Die Frau lernt, sich in Hypnose bzw. Tiefenentspannung zu versetzen – diese löst Ängste und somit körperliche Anspannungen auf.
Somit kann die Frau deutlich besser mit Wehen und Schmerzen umgehen und sich voll auf die «Arbeit» ihres Körpers und auf die Geburt konzentrieren bzw. einlassen.
Sie ist auf diese Weise nicht von Ängsten blockiert, und der natürliche Geburtsvorgang kann ohne mentale Blockaden ablaufen. Die Frauen machen dies mit Visualisierungen, Affirmationsübungen, Mantras und aktiver Kontaktaufnahme mit dem ungeborenen Kind.
HypnoBirthing: Tiefenentspannt gebären
Manche bezeichnen das ganze als «Hokus Pokus», als unmöglich oder unrealistisch. Ich habe bislang viele Frauen während der Geburt betreut, die es geschafft haben mittels Tiefenentspannung die Geburtsschmerzen zu minimieren. Hypnobirthing beruht auf altbekannte Ratschläge und Erfahrungen, bloß etwas neu verpackt und zusammengeführt.
Zugegeben: Es ist schwierig, sich im sterilen Klinikalltag und in der instrumentalisierten Geburtshilfe auf diese Werte zu besinnen. Daher besuchen die meisten Frauen Kurse, um sich auf die Geburt einzustimmen. Es gibt auch lesenswerte Bücher dazu. Die «erfolgreichen» Hypno-Geburten, die ich erlebt habe, waren vorwiegend mit Frauen, die einen Kurs besucht hatten.
Übung macht den Meister
Mein Fazit: Je früher die Frauen in der Schwangerschaft mit dem Training begannen, desto besser konnten sie es während der Geburt umsetzen.
Eine meiner eindrücklichsten Erfahrungen war die Wassergeburt einer zweitgebärenden Frau. Sie hat mit kurzen Unterbrüchen ca. vier Stunden in der Wanne gesessen und war während der Wehen wirklich komplett bei sich, wie in einer Art Trance (Tiefenentspannung).
In den Wehenpausen hat sie wenn nötig kommuniziert. Außer der hörbaren Atemgeräusche der Gebärenden war es still im Gebärsaal. Sie hat während den Wehen ein Mantra stetig wiederholt und sich dadurch entspannt.
Als es zu den Presswehen kam, ist sie kurz unruhig und nervös geworden. Ihr Mann hat ihr dann unter Blickkontakt das Mantra immer wieder laut vorgesagt bis sie ihren Entspannungszustand wieder erreichte.
Schließlich hat sie das Kind in drei sanften Presswehen herausgeatmet und geboren. Diese Geburt war geradezu spirituell und war auch für mich ein sehr schönes Erlebnis.
HypnoBirthing – Mentaltraining hilft zu entspannen
Aus meiner Erfahrung braucht es gewisse Grundvoraussetzungen, damit ein HypnoBirthing funktioniert. Es ist sicher hilfreich, wenn die Frau bereits Erfahrung mit Mentaltraining hat.
Sie ist entweder erfahren in der Meditation oder war vielleicht im Leistungssport aktiv, wo sie Erfahrungen mit Mentaltraining gemacht hat.
Auch sollten die Frauen wissen, was mit ihrem Körper während der Geburt passiert. Denn das Unwissen über die konkreten Abläufe und die starken Schmerzen machen den Frauen viel Angst. Wenn man etwas versteht, kann man es nachvollziehen und sich viel besser darauf einlassen.
Eins-zu-Eins-Betreuung während der Geburt
Eine weitere wichtige Grundvoraussetzung ist, dass sich die Gebärende an ihrem Geburtsort mit ihrer Hebamme wohl fühlt. Studien belegen, dass Frauen, die bei ihrer Geburt eine Eins-zu-Eins-Betreuung hatten, tendenziell ein besseres Geburtserlebnis erleben. Leider ist dies in den meisten Kliniken nicht möglich, was auch für uns Hebammen sehr enttäuschend ist.
Es gibt nichts frustrierendes, als wenn eine von mir betreute Frau eine Periduralanästhesie (PDA) bekommt, weil ich ungenügend Zeit hatte, sie durch die Wehen zu begleiten. Nicht, dass ich generell etwas gegen die PDA habe.
Sie kann auch ein absoluter Segen sein. Jedoch ist der wichtigste Teil meiner Arbeit als Hebamme, die Frau bei ihren Wehenschmerzen zu unterstützen und ihr das Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit zu vermitteln.
Im Prinzip ist das Gebären eine Situation, der man sich einfach «hingeben» muss. Dieses Hingeben und Akzeptieren scheint den Frauen, die sich mittels HypnoBirthing auf die Geburt vorbereitet haben, gut zu gelingen.
In diesem Video findet ihr weitere Informationen zu HypnoBirthing.
Eure Dayo (Babytalk)
Foto: Jacob Lund / shutterstock
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