Rektusdiastase: Ein nicht schwinden wollender Schwangerschaftsbauch
Eine Schwangerschaft hinterlässt nicht selten körperliche Spuren: Dehnungsstreifen, Babypfunde, einen schwachen Beckenboden – alles nicht schön, doch zumindest alles relativ bekannte Folgeerscheinungen. Doch es gibt da noch etwas anderes. Etwas, das nicht so bekannt ist. Etwas, mit dem ich ganz persönlich Bekanntschaft gemacht habe: ein nicht verschwinden wollender Schwangerschaftsbauch auch bekannt unter dem Begriff Rektusdiastase.
Ein paar Monate nach der Geburt waren alle anderen Körperteile wieder auf Normalniveau. Nur der Bauch kugelte sich immer noch nach außen, wie im sechsten Monat.
Mittlerweile muss ich mich sogar zahlreicher Glückwünsche zur erneuten Schwangerschaft erwehren: „Nein, da kommt kein drittes Kind. Ich sehe einfach nur Scheiße aus!“
Ich habe dazu viel recherchiert und herausgefunden, dass dieser Fake-Schwangerschaftsbauch einen Namen hat: im Fachchinesisch wird dieser Zustand Rektusdiastase genannt.
Leider musste ich jedoch auch feststellen, dass dieses Krankheitsbild in der Ärzte-, Physiotherapeuten- und Hebammenwelt sehr stiefmütterlich behandelt wird, oder oftmals sogar gar nicht bekannt ist. Dabei kommt so eine Diastase gar nicht mal so selten vor, wie du das jetzt denken magst!
Wölbt sich dein Bauch auch immer nach außen? Wird das während des Tages ausgeprägter? Vielleicht hast du schon versucht, mit Sport entgegenzuwirken – ohne Erfolg?
Nun, dann bist auch DU vielleicht davon betroffen!
Rektusdiastase – was ist das?
Die Rektusdiastase beschreibt einen Spalt in der gerade verlaufenden Bauchmuskulatur bzw. eine Ausweitung der sogenannten Linea Alba – das ist die Bindegewebsnaht, welche die linke und rechte Bauchmuskelhälfte miteinander verbindet.
Durch eine Schwangerschaft wird dieses Bindegewebe stark gedehnt und bildet sich in einigen Fällen nicht wieder vollständig zurück. Dadurch entsteht eine Bauchwandschwäche, die zur Folge hat, dass sich mit Ausweitung des Darms (z.B. durch Nahrung oder Blähungen) der Bauch nach vorne wölbt.
Aus medizinischer Sicht ist eine Rektusdiastase in den meisten Fällen unbedenklich und verursacht auch keine Beschwerden.
Es schaut halt nur „Scheiße“ aus.
In einigen Fällen können jedoch aus der Diastase heraus auch Bauchwandbrüche entstehen (wie z.B. ein Nabelbruch). Ein Bauchwandbruch sollte unabhängig von einer Diastase auf jeden Fall ärztlich versorgt werden, um Komplikationen durch das Einklemmen von Organen zu vermeiden.
(Quelle: Netdoktor.de)
Wie erkenne ich, ob eine Diastase vorliegt?
Der Selbsttest
In einem ersten Schritt kannst du ganz einfach selbst testen, ob bei dir eine Rektusdiastase vorliegt. Hierfür legst du dich flach auf den Rücken und stellst die Beine an.
Lege zwei deiner Finger in die Mitte des Bauches, kurz über den Bauchnabel. Hebe anschließend den Kopf und drücke die Finger in den Bauch.
Wiederhole dieses Vorgehen an verschiedenen Stellen über- und unterhalb deines Bauchnabels. Dort, wo du deine Finger zwischen deiner Muskulatur in den Bauch drücken kannst, hast du eine Diastase.
Mein Tipp: Um am Anfang ein Gefühl für deine Muskulatur zu bekommen, hat es mir geholfen, bei gleichzeitig in den Bauch drückenden Fingern meinen Kopf ein paar Mal hoch- und runter zu bewegen. Dabei kannst du spüren, wie die Muskulatur in der Mitte zusammenkommt.
Diagnose durch einen Arzt
Ich war natürlich erst einmal nicht bei einem Arzt. Erstens hat man mit einem Baby daheim für sich selbst ja nie Zeit, und zweitens kam ich mir zunächst auch irgendwie doof vor, mit diesem vermeintlich rein äußerlichen Problem gleich zum Arzt zu rennen.
Jetzt rückblickend kann ich dir allerdings nur empfehlen, bei Verdacht einen Arzt aufzusuchen. Vor allem, aber nicht nur, wenn du körperliche Beschwerden hast! Denn nur ein Arzt kann dir definitiv sagen, ob und in welchem Grad eine Rektusdiastase vorliegt (z.B. mittels Ultraschall) und dir gegebenenfalls eine Physiotherapie verschreiben.
Viel wichtiger jedoch ist, dass nur ein Arzt einen Bauchwandbruch ausschließen kann. Denn diese beiden Erkrankungen gehen gerne Hand in Hand. Ich selbst habe neben der Diastase beispielsweise auch einen kleinen Bauchnabelbruch.
Welcher Arzt kann eine Rektusdiastase diagnostizieren?
Jaa, hier wird es leider ein wenig tricky. Theoretisch sollte jeder Arzt dich auf eine Rektusdiastase untersuchen können. Praktisch kennt sich jedoch leider kaum ein Arzt und auch nicht jede Hebamme mit diesem Thema aus.
Dein Gynäkologe ist jedoch eine gute erste Anlaufstelle. Oder auch ein Allgemeinchirurg. Zudem gibt es auch Physiotherapeuten, die sich hier gut auskennen.
Lass dich bitte aber nicht verunsichern, wenn du auf Unwissenheit stößt oder vielleicht sogar noch einen blöden Spruch reingedrückt bekommst (z.B. du solltest einfach mehr Sport machen – bei mir so gewesen…). Spreche deinen Arzt konkret auf dieses Thema an und hole dir im Zweifel noch eine zweite oder dritte Meinung ein.
Nur weil der Arzt sich mit dem Thema Rektusdiastase nicht auskennt, bedeutet das nicht, dass du keine hast! Meine „Trefferquote“ waren zwei aus vier. Erst der vierte Arzt, ein Allgemeinchirurg, hat schließlich per Ultraschall die eindeutige Diagnose einer Rektusdiastase gestellt.
Liegt bei mir eine Rektusdiastase vor?
Wenn ja, was tun?
Grundsätzlich gibt es zwei Möglichkeiten bei einer Diastase vorzugehen: Physiotherapie und/oder Operation.
Welche physiotherapeutischen Ansätze und Programme es gegen die Rektusdiastase gibt, und warum ich mich letztendlich für eine operative Korrektur entschlossen habe, erfährst du in Teil Zwei Behandlungsmöglichkeiten dieser kleinen Reihe.
Eure Silvia (Babytalk – Autorin)
Ein Rektusdiastase ist ein vom Mediziner sehr einfach zu diagnostizierendes Bild, was nicht nur Schwangere betrifft, sondern ab dem 50. Lebensjahr sogar jeden 3. Menschen. Besonders Adipöse sind betroffen. Es ist ein Bild was man im Klinik Alltag mehrmals täglich sieht. Es ist also Quatsch, dass sich Ärzte nicht oder kaum auskennen, jeder Anfänger in weiß wird dies diagnostizieren können. Ein medizinische Bedeutung hat sie seltenst. Zudem ist Ihre Selbstuntersuchungsmethode nicht korrekt. Bitte besser recherchieren beim nächsten Mal.
VG von Mami/ Ärztin in Elternzeit.
Liebe Karen,
vielen Dank für dein Feedback.
Natürlich stimmt es, dass auch Frauen und auch Männer unabhängig einer Schwangerschaft eine Rektusdiastase entwickeln können. Da ich selbst jedoch aufgrund meiner zweiten Schwangerschaft davon betroffen war, habe ich diesen Aspekt hier herausgestellt.
Ich finde es toll, dass in deinem beruflichen Umfeld jeder mit diesem Krankheitsbild vertraut ist. Ich selbst habe leider ganz andere Erfahrungen gemacht. Meine Frauenärztin lachte und meinte, ich müsse einfach weniger essen und Sport treiben. Erst auf meine wiederholte, konkrete Frage hinsichtlich einer Diastase lenkte sie ein, dass dies tatsächlich sein könnte. Eine konkrete Diagnose könne sie lt. eigener Aussage aber nicht machen. Als ich danach einen Chirurg aufsuchte, meinte dieser, dass ich einen riesigen Bauchnabelbruch hätte – kein Wort von einer Rektusdiastase. Erst der dritte Arzt erkannte die Diastase und diagnostizierte per Ultraschall einen Spalt sowie einen sehr kleinen Bauchnabelbruch.
Dass diese Erfahrung leider kein Einzelfall ist entnehme ich den zahlreichen Kommentaren und Emails, die mich über meinen Blog erreichen. Viele betroffene Frauen haben Ähnliches erlebt.
Bzgl. des Selbsttests habe ich keinen anderen Ansatz finden können. Natürlich würde ich mich über deine konkrete Richtigstellung freuen und dies dann ggf. auch im Artikel korrigieren.
Viele Grüße
Silvia
Hattest du feste Schmerzen gehabt nach der OP?
Hallo silvia,habe auch rectusdiastase.wollte fragen wer dich operiert hat und wo du warst
Hallo Dilek, da Silvia diesen Kommentar nicht angezeigt bekommt und nicht über die Kommentarfunktion antworten kann, hier ihre Fanseite und ihre Webseite, da kannst du sie direkt ohne Umweg kontaktieren:)
https://www.vivabini.de/
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Liebe Grüße,
die Babytalk-Redaktion